Die Kaisertreuen Blut- und Eisen-Truppen – Mein Freund, der im Artilleriefeuer auf der Stelle starb
„Die Kaisertreuen Blut- und Eisen-Truppen – Mein Freund, der im Artilleriefeuer auf der Stelle starb“
Shōken Yoza (87)
(Geburtsort: Tsukazan, Haebaru-son, Okinawa)
In der Gesellschaft herrschte in jener Zeit ein äußerst angespanntes Klima und man wusste, es konnte jeden Moment ein Krieg ausbrechen. Wir hatten Angst, weil wir uns fragten, wie lange der Frieden wohl anhalten würde.
Der Krieg begann, als die japanische Armee am 8. Dezember 1941 Pearl Harbour angriff.
Ich erhielt im März 1945 vorgezogen meinen Schulabschluss. Damals dauerte die Mittelschule fünf Jahre, aber ich bekam nach vier Jahren gleichzeitig mit dem Jahrgang über uns das Abschlusszeugnis und trat den Kaisertreuen Blut- und Eisen-Truppen (Tekketsu Kinnōtai) bei. Diese gehörten zu Armee und wir erhielten auch Militäruniformen. Die Truppe war in drei Züge aufgeteilt. Ich gehörte zum Zweiten Zug. Der erste Zug bestand aus zehn Lehrern, darunter der Schuldirektor, sowie dem Kompanieführer Heeresoberleutnant Shinohara. Das war der Erste Zug. In meinem Zug, dem Zweiten Zug, waren nur Schüler und ein paar Heimatsoldaten. Genauso war auch der Dritte Zug aufgebaut.
In den Jahren 1942, 1943 und 1944 fand in der Schule kaum noch Unterricht statt. Wir wurden zur Errichtung von Stellungen herangezogen oder zum Bau von Flugzeugbunkern, welche die im Flughafen Naha stationierten Flugzeuge der japanischen Armee vor Angriffen schützen sollten. Das waren keine richtigen Hangars, sondern Lagerhallen, die mit Erde überdeckt wurden. Die haben wir gebaut.
Beim Luftangriff vom 10. Oktober wurde Naha fast vollständig zerbombt. In dieser Zeit wurden große japanische Truppenteile aus China hierher verlegt, aber es gab keine Gebäude um sie aufzunehmen. In allen Schulgebäuden waren daher japanische Soldaten stationiert und an Unterricht war nicht zu denken.
Am 28. März 1945 fand die Schulabschlussfeier statt. Kurz davor, am 25., landete die US-Armee auf den vor der Küste von Naha gelegenen Kerama-Inselkette. Sie gingen auf der Insel Zamami an Land. Zwischen der Hauptinsel und der Kerama-Inselkette liegt eine unbewohnte Insel namens Kamiyama. Dort errichteten die Amerikaner einen Geschützstand, von dem aus sie die Hauptinsel beschossen.
Deshalb konnten wir tagsüber nie nach draußen.
Um die Abendessenszeit legten die Amerikaner immer eine Feuerpause ein. Sie dauerte genau eine Stunde, dann begann der Beschuss erneut. Auch bei der Abschlussfeier hätte deshalb jederzeit eine Granate einschlagen können. Wir deckten die Lampions zu, so dass kein Licht nach außen drang, um den Amerikanern kein Ziel zu bieten.
Auf der Ostseite der heutigen Burg Shuri im Stadtteil Sakiyama-chō gab es zahlreiche Brennereien, die den lokalen Schnaps Awamori herstellten. „Geh dahin und lass dir Schnaps abfüllen,“ trug man mir auf. Die Gegend war gefährlich, aber ich ging hin und holte Schnaps. Als ich mich gerade auf den Heimweg machte, setzte das Artilleriefeuer ein.
Die Amerikaner verwendeten sogenannte Schrapnellen. Das sind Granaten, die mit Metallkugeln gefüllt sind, und etwa 100-200 m über dem Boden explodieren. Sie sind äußerst gefährlich. Diese Schrapnellen begannen um mich herum zu explodieren, als ich gerade zurückkehren wollte. Mit dem Schnapsfass auf dem Rücken lief ich weg, so schnell ich konnte. Als ich ankam, war der gesamte Schnaps verschüttet.
Es kam auch vor, dass Mitglieder der Kaisertreuen Blut- und Eisentruppen Befehle erhielten wie „Lauf‘ bis nach Kyōzuka in Urasoe und reparier‘ die abgerissene Stromleitung.“ Solche Missionen waren lebensgefährlich, da die US-Armee schon ganz nah herangerückt war.
Eines Tages wurde ich vom Kompanieführer der Kaisertreuen Blut- und Eisentruppen entlassen. Unsere Vorräte reichten nicht mehr aus, da die amerikanischen Granaten einiges zerstört hatten. „Wir können nicht mehr alle durchfüttern, ein paar müssen nach Hause gehen“, hieß es. „Wer sich körperlich zu schwach fühlt, hebe jetzt bitte die Hand, den lassen wir zuerst gehen.“ Es hob aber keiner die Hand. Wahrscheinlich hätten sich alle gerne gemeldet, weil sie nach Hause wollten, aber keiner traut sich. „Dann rufe ich eben Leute auf. Wer aufgerufen wird, tritt nach vorne!“, befahl der Kompanieführer. Ich war einer von 19, die aufgerufen wurden.
Nach meiner Entlassung ging ich nach Tamagusuku im Südteil der Hauptinsel, wo meine Mutter und die anderen sich aufhielten. Aber zwei oder drei Tage nachdem ich zu ihnen gestoßen war, beschoss die US-Armee auch Tamagusuku massiv, wahrscheinlich von Kriegsschiffen aus, die in der Bucht von Nakagusuku oder vor Yonabaru lagen. Dieser konzentrierte Artillerieangriff dauerte etwa eine Stunde. Alle Bäume stürzten um und die Felsen aus Ryukyu-Kalkstein färbten sich weiß. Wir können vor Glück sagen, dass wir es überlebt haben. Ein Mitschüler von mir fiel auf der Stelle tot um, weil eine Kugel seinen Kopf durchbohrt hatte. So starben einige.
(Rückblickend auf den Krieg)
Ich frage mich, wie man so etwas Dummes überhaupt tun kann. Krieg sollte auf jeden Fall vermieden werden. Man muss auf Diplomatie setzen, um Krieg um jeden Preis zu verhindern. Warum man das nicht getan hat, ist mir unbegreiflich. Angeblich wollte ja die damalige japanische Marine den Krieg nicht. Möglicherweise lag es nur am unsinnigen Verhalten des Heeres, dass es zum Krieg kam.
Wissen Sie, was Admiral Isoroku Yamamoto von der Marine damals gesagt hat? „Wir kämpfen mit voller Kraft, solange es nur für etwa ein Jahr ist.“ Wie kann man so etwas Unverantwortliches sagen, frage ich mich. Schauen Sie sich um: Okinawa hat unter den Folgen dieses Krieges noch heute zu leiden.
Den Generationen, die den Krieg nicht selbst erlebt haben, möchte ich mitteilen, wie furchtbar und wie sinnlos Krieg ist. Ich würde mir wünschen, dass diese Nachkriegsgenerationen ernsthaft darüber nachdenken, was zur Schaffung eines echten Friedens nötig ist.
Shōken Yoza (87)
(Geburtsort: Tsukazan, Haebaru-son, Okinawa)
In der Gesellschaft herrschte in jener Zeit ein äußerst angespanntes Klima und man wusste, es konnte jeden Moment ein Krieg ausbrechen. Wir hatten Angst, weil wir uns fragten, wie lange der Frieden wohl anhalten würde.
Der Krieg begann, als die japanische Armee am 8. Dezember 1941 Pearl Harbour angriff.
Ich erhielt im März 1945 vorgezogen meinen Schulabschluss. Damals dauerte die Mittelschule fünf Jahre, aber ich bekam nach vier Jahren gleichzeitig mit dem Jahrgang über uns das Abschlusszeugnis und trat den Kaisertreuen Blut- und Eisen-Truppen (Tekketsu Kinnōtai) bei. Diese gehörten zu Armee und wir erhielten auch Militäruniformen. Die Truppe war in drei Züge aufgeteilt. Ich gehörte zum Zweiten Zug. Der erste Zug bestand aus zehn Lehrern, darunter der Schuldirektor, sowie dem Kompanieführer Heeresoberleutnant Shinohara. Das war der Erste Zug. In meinem Zug, dem Zweiten Zug, waren nur Schüler und ein paar Heimatsoldaten. Genauso war auch der Dritte Zug aufgebaut.
In den Jahren 1942, 1943 und 1944 fand in der Schule kaum noch Unterricht statt. Wir wurden zur Errichtung von Stellungen herangezogen oder zum Bau von Flugzeugbunkern, welche die im Flughafen Naha stationierten Flugzeuge der japanischen Armee vor Angriffen schützen sollten. Das waren keine richtigen Hangars, sondern Lagerhallen, die mit Erde überdeckt wurden. Die haben wir gebaut.
Beim Luftangriff vom 10. Oktober wurde Naha fast vollständig zerbombt. In dieser Zeit wurden große japanische Truppenteile aus China hierher verlegt, aber es gab keine Gebäude um sie aufzunehmen. In allen Schulgebäuden waren daher japanische Soldaten stationiert und an Unterricht war nicht zu denken.
Am 28. März 1945 fand die Schulabschlussfeier statt. Kurz davor, am 25., landete die US-Armee auf den vor der Küste von Naha gelegenen Kerama-Inselkette. Sie gingen auf der Insel Zamami an Land. Zwischen der Hauptinsel und der Kerama-Inselkette liegt eine unbewohnte Insel namens Kamiyama. Dort errichteten die Amerikaner einen Geschützstand, von dem aus sie die Hauptinsel beschossen.
Deshalb konnten wir tagsüber nie nach draußen.
Um die Abendessenszeit legten die Amerikaner immer eine Feuerpause ein. Sie dauerte genau eine Stunde, dann begann der Beschuss erneut. Auch bei der Abschlussfeier hätte deshalb jederzeit eine Granate einschlagen können. Wir deckten die Lampions zu, so dass kein Licht nach außen drang, um den Amerikanern kein Ziel zu bieten.
Auf der Ostseite der heutigen Burg Shuri im Stadtteil Sakiyama-chō gab es zahlreiche Brennereien, die den lokalen Schnaps Awamori herstellten. „Geh dahin und lass dir Schnaps abfüllen,“ trug man mir auf. Die Gegend war gefährlich, aber ich ging hin und holte Schnaps. Als ich mich gerade auf den Heimweg machte, setzte das Artilleriefeuer ein.
Die Amerikaner verwendeten sogenannte Schrapnellen. Das sind Granaten, die mit Metallkugeln gefüllt sind, und etwa 100-200 m über dem Boden explodieren. Sie sind äußerst gefährlich. Diese Schrapnellen begannen um mich herum zu explodieren, als ich gerade zurückkehren wollte. Mit dem Schnapsfass auf dem Rücken lief ich weg, so schnell ich konnte. Als ich ankam, war der gesamte Schnaps verschüttet.
Es kam auch vor, dass Mitglieder der Kaisertreuen Blut- und Eisentruppen Befehle erhielten wie „Lauf‘ bis nach Kyōzuka in Urasoe und reparier‘ die abgerissene Stromleitung.“ Solche Missionen waren lebensgefährlich, da die US-Armee schon ganz nah herangerückt war.
Eines Tages wurde ich vom Kompanieführer der Kaisertreuen Blut- und Eisentruppen entlassen. Unsere Vorräte reichten nicht mehr aus, da die amerikanischen Granaten einiges zerstört hatten. „Wir können nicht mehr alle durchfüttern, ein paar müssen nach Hause gehen“, hieß es. „Wer sich körperlich zu schwach fühlt, hebe jetzt bitte die Hand, den lassen wir zuerst gehen.“ Es hob aber keiner die Hand. Wahrscheinlich hätten sich alle gerne gemeldet, weil sie nach Hause wollten, aber keiner traut sich. „Dann rufe ich eben Leute auf. Wer aufgerufen wird, tritt nach vorne!“, befahl der Kompanieführer. Ich war einer von 19, die aufgerufen wurden.
Nach meiner Entlassung ging ich nach Tamagusuku im Südteil der Hauptinsel, wo meine Mutter und die anderen sich aufhielten. Aber zwei oder drei Tage nachdem ich zu ihnen gestoßen war, beschoss die US-Armee auch Tamagusuku massiv, wahrscheinlich von Kriegsschiffen aus, die in der Bucht von Nakagusuku oder vor Yonabaru lagen. Dieser konzentrierte Artillerieangriff dauerte etwa eine Stunde. Alle Bäume stürzten um und die Felsen aus Ryukyu-Kalkstein färbten sich weiß. Wir können vor Glück sagen, dass wir es überlebt haben. Ein Mitschüler von mir fiel auf der Stelle tot um, weil eine Kugel seinen Kopf durchbohrt hatte. So starben einige.
(Rückblickend auf den Krieg)
Ich frage mich, wie man so etwas Dummes überhaupt tun kann. Krieg sollte auf jeden Fall vermieden werden. Man muss auf Diplomatie setzen, um Krieg um jeden Preis zu verhindern. Warum man das nicht getan hat, ist mir unbegreiflich. Angeblich wollte ja die damalige japanische Marine den Krieg nicht. Möglicherweise lag es nur am unsinnigen Verhalten des Heeres, dass es zum Krieg kam.
Wissen Sie, was Admiral Isoroku Yamamoto von der Marine damals gesagt hat? „Wir kämpfen mit voller Kraft, solange es nur für etwa ein Jahr ist.“ Wie kann man so etwas Unverantwortliches sagen, frage ich mich. Schauen Sie sich um: Okinawa hat unter den Folgen dieses Krieges noch heute zu leiden.
Den Generationen, die den Krieg nicht selbst erlebt haben, möchte ich mitteilen, wie furchtbar und wie sinnlos Krieg ist. Ich würde mir wünschen, dass diese Nachkriegsgenerationen ernsthaft darüber nachdenken, was zur Schaffung eines echten Friedens nötig ist.