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Kriegserfahrungen in Südostasien

“Kriegserfahrungen in Südostasien”
Seijirō Hirata (97)
(Geburtsort: Kumejima-son, Okinawa)

(Welche Art von militärischem Training gab es an Ihrer Schule?)
Meine Schule wurde „Jugendschule“ genannt und unser Training war quasi Soldat-Spielen, was ich lächerlich fand. Zum Beispiel mussten wir Bambuslanzen in Puppen rammen oder den Einsatz von Bajonetten nachahmen.

Meine Musterung war im Jahr 1940. Nackt, mit nichts als einem Lendenschurz am Körper, wurde ich von oben bis unten komplett begutachtet. In Taipeh, auf Taiwan, trat ich der dritten Einheit bei. In dieser blieb ich sechs Monate und im Anschluss noch ein weiteres Jahr bei der Militärpolizei.

Danach zog ich von Taiwan weiter auf die Philippinen, wo ich nach unserer ersten militärischen Operation der Militärpolizei-Reserve zugeteilt wurde. Hiernach wurde ich zur Java-Operation geschickt und landete schließlich auf Bali. An die Front ging ich 1942. Meine Kompanie ging zwar schon 1941 an die Front, aber da ich ein Jahr lang Reservist der Militärpolizei war, stoß ich verspätet dazu.

(Mit welchen Gefühlen gingen Sie an die Front?)
Ich fand es damals beeindruckend, dass Japan in der Lage ist, Krieg gegen die USA und andere Länder zu führen. Mein Einsatz führte mich nach Südostasien, wo ich mich nach der ersten Militäroperation auf den Philippinen bei der Militärpolizei-Reserve meldete und anschließend direkt anlässlich der Java-Operation nach Bali ging. Unsere Kompanie war eine Fahrradeinheit und wurde „Silberradtruppe“ genannt. Wie waren zwar eine Kompanie, aber bis wir alle Fahrräder an Land gebracht hatten, waren die Kämpfe schon vorbei.

(Wussten Sie, was in Ihrer Heimat Okinawa passiert?)
Ich habe jeden Tag Radio gehört. Es hieß, dass Okinawa sich bis zum letzten Mann ehrenhaft aufgeopfert habe ... Ich dachte mir, dass es nur soweit gekommen ist, weil wir so leichtsinnig in den Krieg gezogen sind.
Ich machte mir Sorgen um die Insel Kumejima und dachte, es sei keiner mehr dort.

(An der Front)
Wir waren für die Bewachung der Küstenlinie zuständig.
Immer waren wir hungrig und wollten uns so gerne satt essen. Wir lebten autark, indem wir auf den Feldern Reis anbauten, in den üppigen Bambushainen Bambussprossen sammelten oder von Wurzelgemüse in den Sümpfen die Blätter aßen, aber wir litten darunter, mit so wenig Essen auskommen zu müssen. Wir kochten in den Deckeln unserer Blechbehälter Reisbrei und aßen diesen zu allen drei Mahlzeiten. Viele litten unter Mangelernährung.

Ungefähr anderthalb Jahre nach Kriegsende wurde ich entlassen und kam nach Hause. Bevor ich nach Okinawa zurückkehrte, lebte ich ein halbes Jahr auf einem Bauernhof, ohne nur den geringsten Lohn zu bekommen. Ich dachte damals, satt zu werden sei die bessere Wahl.

Kurz bevor der Krieg vorbei war, gab es eine sogenannte „sechste Prüfung“, bei der alle Kompaniemitglieder mit einem 60 Kilo schweren Strohsack auf den Schultern 100 Meter rennen mussten. Eines Abends erhielten wir den Befehl, den Standort der gesamten Kompanie, mitsamt der Flammenwerfer, zu verlegen. Da ich Truppführer einer zehnköpfigen Gruppe war, trug ich den 60 Kilo schweren Flammenwerfer und rannte. Dies war wohl der Grund dafür, warum wir alle in der Übung mit dem 60 Kilo schweren Strohsack auf dem Rücken rennen mussten. Ich erinnere mich, dass nur wenige Kameraden, egal ob vom Festland oder aus Okinawa, die 60 Kilo bis ins Ziel tragen konnten.

(Gefühle bei Kriegsende)
Wir waren darauf gefasst, dass wir der Ersten sein würden, die sterben, wenn ein Krieg ausbricht. Deswegen war das Kriegsende für mich sehr erfreulich. Wir sollten uns formell kleiden und aufgereiht antreten, während wir die Übertragung zur Kriegsniederlage hörten. Viele weinten, aber ich lachte und sagte: „Gott sei Dank“. Ich freute mich. Unsere Vorgesetzten und Offiziere weinten alle, aber unter uns Soldaten gab es auch einige, die vor Erleichterung lachten.

(Entlassung)
Abends trafen wir auf einer Insel ein, konnten aber lange Zeit nicht von Bord gehen. Die ganze Nacht haben wir auf dem Schiff verbracht, obwohl ich am liebsten ins Meer gesprungen und nach Hause geschwommen wäre. Mit kleinen Booten haben wir uns dann von Insel zu Insel bewegt und sind zuletzt zu Fuß marschiert, um uns auf der Insel Sumbawa zu versammeln. Dort gaben wir alle unsere Waffen zurück und wurden anschließend entlassen.

(Nach der Entlassung)
Als ich in Fukuoka auf einem Repatriierungsschiff arbeitete, sprach mich ein Postbeamter an: „Herr Hirata, ich bin mir zwar nicht sicher, ob sie ankommt, aber eine Postkarte könnte man nach Okinawa schicken. Wollen Sie es nicht versuchen?“ Daraufhin schickte ich eine Postkarte ab. Diese kam glücklicherweise sogar zu Hause an, wodurch ich in meinem Dorf der Erste war, von dem ein Lebenszeichen kam.

(Rückblickend auf den Krieg)
Ich denke, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Ich habe nämlich unter dem Wehrpflichtsystem sehr gelitten ... Die jungen Leute heutzutage müssen nicht einmal zur Musterung und das finde ich beneidenswert.