Ausbildung im taiwanischen Trainingslager der Nakano-Schule der kaiserlichen Armee
„Ausbildung im taiwanischen Trainingslager der Nakano-Schule der kaiserlichen Armee“
Name: Satoshi Nakama(34仲間 慧)
Geboren am: 22. August 1928
Heimatstadt: Miyakojima-Insel
Damals: 17 Jahre, vielleicht etwas älter
■ Luftangriff der US-Truppen (10. Oktober 1944)
Nachdem ich den Befehl erhielt, mich zur „Abfahrt am 7. Oktober bereitzumachen“, begab ich mich zum Hafen von Naha. Dort lagen 30 hölzerne Schiffe, eigentlich zum Kohlentransport, mit einer Verdrängung von etwa 30 – 50 Tonnen, alle säuberlich in einer Reihe. Ich ging an Bord eines dieser Schiffe. Deutlich später, am 10. Oktober, legten wir etwa gegen 3 Uhr morgens in Naha ab. Das Schiff mit dem damaligen Befehlshaber der Flotte hatte den Hafen bereits mit einer Vorhut mit Kurs auf die Kerama-Inseln verlassen. Als ich gegen 4 Uhr morgens in den Himmel blickte, entdeckte ich Feuerschein in der Richtung, in der das Naka-Flugfeld damals lag, bei Kadena. „Das ist seltsam …“, dachte ich bei mir. Bei Einsetzen der Morgendämmerung sah ich etwas am Himmel, das wie ein gewaltiger Vogel aussah. Mir kam nicht einmal in den Sinn, dass dieser Vogel ein feindliches Flugzeug sein könnte. Als ich aber den Blick über unsere Flotte schweifen ließ, sah ich überall Flammen in Richtung Kerama, also dort, wo sich unsere Vorhut befinden musste. Kurz darauf ging alles durcheinander. Die Leute riefen „Feindliche Flugzeuge im Anflug!“. Zwei Schiffe direkt vor uns und eines, das sich längsseits bewegte, wurden von Torpedos der US-Streitkräfte getroffen und vollständig zerrissen. Bei uns an Bord brach Panik aus. Wir dachten nur noch daran, die Boote zu Wasser zu lassen und Hals über Kopf zu fliehen. Unsere Gruppe, die damals aus sieben Schülern bestand, enterte ein Rettungsboot im Wasser, ergriff die Riemen und begann, Richtung Küste zu rudern. In diesem Moment stieß ein Grumman-Jäger der Amerikaner im Sturzflug direkt auf unser Boot hinab und feuerte aus seinen Maschinenkanonen auf uns. Ein Riemen wurde von einer Kugel getroffen. Die Kugel streifte meine Stirn, bevor sie den Riemen traf. Ich spürte überhaupt keinen Schmerz, nur ein plötzliches Wärmegefühl. Meine Schulkameraden riefen: „Dein Kopf ist ganz blutig!“ Da fasste ich mir an die Stirn und begriff erst dann, dass die Wärme von meinem eigenen Blut stammte. Da wir den Riemen nicht mehr gebrauchen konnten, sprangen wir ins Meer und zogen das Boot hinter uns her.
■ 25. Dezember 1944
Am 25. Dezember erreichten wir den Luftschutzbunker. Dort erfuhren wir von einer Abschlussfeier in der technischen Okinawa-Oberschule. An der Abschlussfeier nahmen etwa 15 oder 16 Leute teil. Nach der Feier rief mich ein Lehrer für Bauwesen zu sich: „Herr Nakama, kommen Sie doch bitte mal her.“ Er sagte: „Man weiß nie, was früher oder später mit den Menschen geschieht. Daher sollten Sie ein paar Vorkehrungen treffen, damit Sie später auch an anderen Schulen weiterstudieren können. Ich mache Ihnen eine Schulwechselbescheinigung fertig. Dazu müssen wir nur kurz ins Büro.“ Wir gingen gemeinsam zum Büro. Der Lehrer schärfte mir ein: „Tragen Sie das immer bei sich. Geben Sie es nie aus der Hand, achten Sie darauf wie auf Ihren Augapfel.“ Ich nahm die Bescheinigung an mich, danach flüchtete ich nach Taiwan.
■ Einberufungsoffizier im Regimentshauptquartier in Taiwan, Erstellen von Einberufungsbefehlen
Als ich meine Schulwechselbescheinigung bei der technischen Taichung-Oberschule vorlegte, wurde ich ohne weiteres angenommen. Fünf Tage später aber geschah etwas höchst Ungewöhnliches, als ich gerade das Studentenwohnheim betrat. Ein Offizier der Militärpolizei aus dem Regimentshauptquartier in Taichung wollte mich sprechen. Er sagte: „Sie gaben an, nach einer in Okinawa erlittenen Kriegsverletzung hierher geflohen zu sein. Ich befehle Ihnen, hier kein Wort über die dortigen Vorkommnisse (in Okinawa) zu verlieren.“ Im Büro der Schulleitung erhielt ich vom Militärpolizisten den Befehl, unter allen Umständen den Mund zu halten. Der Unterricht verlief ohne besondere Vorkommnisse, allerdings begann man auch in Taiwan damit, studentische Hilfstruppen aufzustellen, genau wie in Okinawa. Ein Leutnant aus Kagoshima schlug mich für eine Tätigkeit im Hauptquartier vor. Ich wurde zum Einberufungsoffizier ernannt, meine Aufgabe bestand darin, „rote Papiere“ (Einberufungsbefehle) zu verfassen. Dazu musste ich eine Anschriftenliste von Wehrpflichtigen aus von Regierungsstellen zur Verfügung gestellten Namenslisten erstellen und anschließend rote Papiere, also Einberufungsbefehle, an die Betroffenen versenden.
■ Im Takushi Dojo, einem Trainingslager der Nakano-Schule der kaiserlichen Armee
Im Mai 1937 wurde ich zum Takushi Dojo versetzt. Meine Aufgabe bestand darin, mich in taiwanische Dörfer einzuschleichen und Indizien für antijapanische Strömungen in der Dorfbevölkerung zu sammeln. Wir sollten einzeln mit drei oder vier Mann in ein Dorf vordringen und dort verdeckt Informationen sammeln. Die meisten Leute dort sprachen Japanisch, also konnten wir uns schnell miteinander anfreunden und hin und wieder auch tatsächlich an ein paar Informationen herankommen. Im Dojo gab es eine Menge Wasserbüffel, Kühe und Pferde. Diese Tiere wurden nur gebraucht, um das Trainingslager nach außen wie einen großen Bauernhof aussehen zu lassen. Ich weiß nicht einmal, ob ich die Leute im Dojo damals unter ihrem richtigen Namen oder unter Pseudonymen kennenlernte.
■ Kriegsende
Ich hörte Gyokuon-Hoso (die „Edelsteinstimme“, also die Radiosendung, in der Kaiser Hirohito die kaiserliche Erklärung zur Beendigung des Krieges verlas), bin mir aber sicher, dass dies am 14. August, nicht am 15. August ausgestrahlt wurde. Der 15. August war ein Irrtum; es war am 14. August, an dem Japan die Potsdamer Erklärung akzeptierte. Im Regimentshauptquartier wurden sämtliche Waffen eingesammelt, das Hauptquartier wurde anschließend unverzüglich aufgegeben. Damals ging die Kunde um, dass die Existenz des Takushi Dojo niemals erwähnt werden dürfe, koste es, was es wolle.
Name: Satoshi Nakama(34仲間 慧)
Geboren am: 22. August 1928
Heimatstadt: Miyakojima-Insel
Damals: 17 Jahre, vielleicht etwas älter
■ Luftangriff der US-Truppen (10. Oktober 1944)
Nachdem ich den Befehl erhielt, mich zur „Abfahrt am 7. Oktober bereitzumachen“, begab ich mich zum Hafen von Naha. Dort lagen 30 hölzerne Schiffe, eigentlich zum Kohlentransport, mit einer Verdrängung von etwa 30 – 50 Tonnen, alle säuberlich in einer Reihe. Ich ging an Bord eines dieser Schiffe. Deutlich später, am 10. Oktober, legten wir etwa gegen 3 Uhr morgens in Naha ab. Das Schiff mit dem damaligen Befehlshaber der Flotte hatte den Hafen bereits mit einer Vorhut mit Kurs auf die Kerama-Inseln verlassen. Als ich gegen 4 Uhr morgens in den Himmel blickte, entdeckte ich Feuerschein in der Richtung, in der das Naka-Flugfeld damals lag, bei Kadena. „Das ist seltsam …“, dachte ich bei mir. Bei Einsetzen der Morgendämmerung sah ich etwas am Himmel, das wie ein gewaltiger Vogel aussah. Mir kam nicht einmal in den Sinn, dass dieser Vogel ein feindliches Flugzeug sein könnte. Als ich aber den Blick über unsere Flotte schweifen ließ, sah ich überall Flammen in Richtung Kerama, also dort, wo sich unsere Vorhut befinden musste. Kurz darauf ging alles durcheinander. Die Leute riefen „Feindliche Flugzeuge im Anflug!“. Zwei Schiffe direkt vor uns und eines, das sich längsseits bewegte, wurden von Torpedos der US-Streitkräfte getroffen und vollständig zerrissen. Bei uns an Bord brach Panik aus. Wir dachten nur noch daran, die Boote zu Wasser zu lassen und Hals über Kopf zu fliehen. Unsere Gruppe, die damals aus sieben Schülern bestand, enterte ein Rettungsboot im Wasser, ergriff die Riemen und begann, Richtung Küste zu rudern. In diesem Moment stieß ein Grumman-Jäger der Amerikaner im Sturzflug direkt auf unser Boot hinab und feuerte aus seinen Maschinenkanonen auf uns. Ein Riemen wurde von einer Kugel getroffen. Die Kugel streifte meine Stirn, bevor sie den Riemen traf. Ich spürte überhaupt keinen Schmerz, nur ein plötzliches Wärmegefühl. Meine Schulkameraden riefen: „Dein Kopf ist ganz blutig!“ Da fasste ich mir an die Stirn und begriff erst dann, dass die Wärme von meinem eigenen Blut stammte. Da wir den Riemen nicht mehr gebrauchen konnten, sprangen wir ins Meer und zogen das Boot hinter uns her.
■ 25. Dezember 1944
Am 25. Dezember erreichten wir den Luftschutzbunker. Dort erfuhren wir von einer Abschlussfeier in der technischen Okinawa-Oberschule. An der Abschlussfeier nahmen etwa 15 oder 16 Leute teil. Nach der Feier rief mich ein Lehrer für Bauwesen zu sich: „Herr Nakama, kommen Sie doch bitte mal her.“ Er sagte: „Man weiß nie, was früher oder später mit den Menschen geschieht. Daher sollten Sie ein paar Vorkehrungen treffen, damit Sie später auch an anderen Schulen weiterstudieren können. Ich mache Ihnen eine Schulwechselbescheinigung fertig. Dazu müssen wir nur kurz ins Büro.“ Wir gingen gemeinsam zum Büro. Der Lehrer schärfte mir ein: „Tragen Sie das immer bei sich. Geben Sie es nie aus der Hand, achten Sie darauf wie auf Ihren Augapfel.“ Ich nahm die Bescheinigung an mich, danach flüchtete ich nach Taiwan.
■ Einberufungsoffizier im Regimentshauptquartier in Taiwan, Erstellen von Einberufungsbefehlen
Als ich meine Schulwechselbescheinigung bei der technischen Taichung-Oberschule vorlegte, wurde ich ohne weiteres angenommen. Fünf Tage später aber geschah etwas höchst Ungewöhnliches, als ich gerade das Studentenwohnheim betrat. Ein Offizier der Militärpolizei aus dem Regimentshauptquartier in Taichung wollte mich sprechen. Er sagte: „Sie gaben an, nach einer in Okinawa erlittenen Kriegsverletzung hierher geflohen zu sein. Ich befehle Ihnen, hier kein Wort über die dortigen Vorkommnisse (in Okinawa) zu verlieren.“ Im Büro der Schulleitung erhielt ich vom Militärpolizisten den Befehl, unter allen Umständen den Mund zu halten. Der Unterricht verlief ohne besondere Vorkommnisse, allerdings begann man auch in Taiwan damit, studentische Hilfstruppen aufzustellen, genau wie in Okinawa. Ein Leutnant aus Kagoshima schlug mich für eine Tätigkeit im Hauptquartier vor. Ich wurde zum Einberufungsoffizier ernannt, meine Aufgabe bestand darin, „rote Papiere“ (Einberufungsbefehle) zu verfassen. Dazu musste ich eine Anschriftenliste von Wehrpflichtigen aus von Regierungsstellen zur Verfügung gestellten Namenslisten erstellen und anschließend rote Papiere, also Einberufungsbefehle, an die Betroffenen versenden.
■ Im Takushi Dojo, einem Trainingslager der Nakano-Schule der kaiserlichen Armee
Im Mai 1937 wurde ich zum Takushi Dojo versetzt. Meine Aufgabe bestand darin, mich in taiwanische Dörfer einzuschleichen und Indizien für antijapanische Strömungen in der Dorfbevölkerung zu sammeln. Wir sollten einzeln mit drei oder vier Mann in ein Dorf vordringen und dort verdeckt Informationen sammeln. Die meisten Leute dort sprachen Japanisch, also konnten wir uns schnell miteinander anfreunden und hin und wieder auch tatsächlich an ein paar Informationen herankommen. Im Dojo gab es eine Menge Wasserbüffel, Kühe und Pferde. Diese Tiere wurden nur gebraucht, um das Trainingslager nach außen wie einen großen Bauernhof aussehen zu lassen. Ich weiß nicht einmal, ob ich die Leute im Dojo damals unter ihrem richtigen Namen oder unter Pseudonymen kennenlernte.
■ Kriegsende
Ich hörte Gyokuon-Hoso (die „Edelsteinstimme“, also die Radiosendung, in der Kaiser Hirohito die kaiserliche Erklärung zur Beendigung des Krieges verlas), bin mir aber sicher, dass dies am 14. August, nicht am 15. August ausgestrahlt wurde. Der 15. August war ein Irrtum; es war am 14. August, an dem Japan die Potsdamer Erklärung akzeptierte. Im Regimentshauptquartier wurden sämtliche Waffen eingesammelt, das Hauptquartier wurde anschließend unverzüglich aufgegeben. Damals ging die Kunde um, dass die Existenz des Takushi Dojo niemals erwähnt werden dürfe, koste es, was es wolle.