Im Luftschutzgraben mit der Familie, Bombardement durch Kriegsschiffe, nach dem Krieg im Waisenhaus
“Im Luftschutzgraben mit der Familie, Bombardement durch Kriegsschiffe, nach dem Krieg im Waisenhaus”
Shōsei Kishaba (77)
(Geburtsort: Miyagi, Urasoe-shi, Okinawa)
Mein Vater wurde zu Kriegsbeginn zur Landesverteidigung einberufen, so dass ich mit meinen beiden Schwestern und meinem Großvater alleine floh..
Die amerikanischen Soldaten legten am 1. April an und näherten sich allmählich unserem Dorf. Mir ist immer noch ganz lebendig in Erinnerung, wie unser Haus abgebrannt ist. Die Häuser hatten damals meist Schilfdächer, die sehr gut brannten, und wenn ein Haus von einer Brandgranate getroffen wurde, ging es innert Sekunden in einem lodernden Feuer auf.
Da unser Haus abgebrannt war, flohen wir in einen Luftschutzbunker. Es lebten zwei bis drei Familien in einem Bunker, aber je dramatischer der Kriegsverlauf wurde, desto mehr Bunker wurden bombardiert. Als das Bombardement durch Schiffe begann, wurden besonders viele Bunker getroffen und auch wir entschlossen uns, den Bunker zu verlassen.
Da, wo heute in der Stadt Urasoe das Camp Kinser steht, gab es früher eine Höhle, in der sich die lokale Bevölkerung versteckte. Wir wollten uns dort verstecken, da wir einen neuen Unterschlupf benötigten. Auf dem Weg dorthin hörte ich einen Schuss. Daraufhin sackte Großvater neben mir zusammen.
Meine ältere Schwester nahm die kleinere bei der Hand und wir liefen weiter. In dieser Höhle waren schon weitere Frauen und Kinder, insgesamt sieben oder acht. Nach einer Weile kamen die amerikanischen Soldaten näher und riefen in die Höhle: „Kommt raus! Kommt raus!“. Und dann kamen vier oder fünf Soldaten in hinein. „Geht auf keinen Fall raus! Hier, werft das!“, sagte jemand und zeigte auf Handgranaten. Aber niemand wusste, wie man sie benutzen muss. Also unternahmen wir nichts. Jemand tat noch so, als ob sie die Handgranate werfen würde. Die Soldaten sahen uns, aber gingen dann wieder. Vielleicht, so dachten wir, weil sie sich nicht weiter für uns interessierten.
Doch leider irrten wir uns: Kurz daraufhin wurde eine Phosphorbombe in die Höhle geworfen. Auf die Detonation folgte Feuer und alle gerieten in Panik, schrien: „Raus hier! Wir sterben sonst!“. Ich und meine ältere Schwester nahmen die Beine in die Hand und ließen die kleinere Schwester im Stich. Ich sah sie noch, wie sie mir hinterher sah, wie ich aus der Höhle floh, aber ich habe nichts mehr tun können.
Aus der Höhle heraus, überquerte ich bei Urasoe den Fluss Kowangawa und fand nach einiger Zeit einen Luftschutzbunker. Ich wollte schon hineingehen, aber es versteckten sich bereits japanische Soldaten darin, also suchte ich weiter.
In einem anderen Luftschutzbunker fand ich Zuflucht, aber auch dort kamen die Amerikaner und scheuchten uns mit einem Flammenwerfer ins Freie. Dort wurden wir festgenommen.
Da wir unverletzt waren, wurden wir danach ins Waisenhaus Okinawa-Koza gebracht. Zu meinem Erstaunen traf ich dort wieder auf meine kleine Schwester, die wir in dem Luftschutzbunker zurückgelassen hatten. Doch ihr Bauch war auf seltsame Weise aufgebläht und ihre Augenhöhlen eingesunken. Sie war völlig entstellt. Die Kleine war wohl mehrere Tage ohne Essen im Dunkeln des Bunkers alleine gewesen … dabei war sie doch erst drei Jahre alt. Ihr Gesundheitszustand war besorgniserregend, weshalb sie ins Krankenhaus kam. Ich blieb mit meiner älteren Schwester im Waisenhaus. Und so begann also mein Leben nach dem Krieg.
(Rückblickend auf den Krieg)
Ich möchte den jüngeren Generationen weitergeben, was ich im Krieg erlebt habe. Im Laufe der Zeit sieht man immer mehr, dass der Krieg geschönt dargestellt wird. Ich finde es wahnsinnig beunruhigend, dass auf diese Weise die Geschichte korrigiert und dadurch allmählich historische Fakten verfälscht werden. Ich möchte auf jeden Fall verhindern, dass wir in Zukunft wieder in einen Krieg geraten.
Shōsei Kishaba (77)
(Geburtsort: Miyagi, Urasoe-shi, Okinawa)
Mein Vater wurde zu Kriegsbeginn zur Landesverteidigung einberufen, so dass ich mit meinen beiden Schwestern und meinem Großvater alleine floh..
Die amerikanischen Soldaten legten am 1. April an und näherten sich allmählich unserem Dorf. Mir ist immer noch ganz lebendig in Erinnerung, wie unser Haus abgebrannt ist. Die Häuser hatten damals meist Schilfdächer, die sehr gut brannten, und wenn ein Haus von einer Brandgranate getroffen wurde, ging es innert Sekunden in einem lodernden Feuer auf.
Da unser Haus abgebrannt war, flohen wir in einen Luftschutzbunker. Es lebten zwei bis drei Familien in einem Bunker, aber je dramatischer der Kriegsverlauf wurde, desto mehr Bunker wurden bombardiert. Als das Bombardement durch Schiffe begann, wurden besonders viele Bunker getroffen und auch wir entschlossen uns, den Bunker zu verlassen.
Da, wo heute in der Stadt Urasoe das Camp Kinser steht, gab es früher eine Höhle, in der sich die lokale Bevölkerung versteckte. Wir wollten uns dort verstecken, da wir einen neuen Unterschlupf benötigten. Auf dem Weg dorthin hörte ich einen Schuss. Daraufhin sackte Großvater neben mir zusammen.
Meine ältere Schwester nahm die kleinere bei der Hand und wir liefen weiter. In dieser Höhle waren schon weitere Frauen und Kinder, insgesamt sieben oder acht. Nach einer Weile kamen die amerikanischen Soldaten näher und riefen in die Höhle: „Kommt raus! Kommt raus!“. Und dann kamen vier oder fünf Soldaten in hinein. „Geht auf keinen Fall raus! Hier, werft das!“, sagte jemand und zeigte auf Handgranaten. Aber niemand wusste, wie man sie benutzen muss. Also unternahmen wir nichts. Jemand tat noch so, als ob sie die Handgranate werfen würde. Die Soldaten sahen uns, aber gingen dann wieder. Vielleicht, so dachten wir, weil sie sich nicht weiter für uns interessierten.
Doch leider irrten wir uns: Kurz daraufhin wurde eine Phosphorbombe in die Höhle geworfen. Auf die Detonation folgte Feuer und alle gerieten in Panik, schrien: „Raus hier! Wir sterben sonst!“. Ich und meine ältere Schwester nahmen die Beine in die Hand und ließen die kleinere Schwester im Stich. Ich sah sie noch, wie sie mir hinterher sah, wie ich aus der Höhle floh, aber ich habe nichts mehr tun können.
Aus der Höhle heraus, überquerte ich bei Urasoe den Fluss Kowangawa und fand nach einiger Zeit einen Luftschutzbunker. Ich wollte schon hineingehen, aber es versteckten sich bereits japanische Soldaten darin, also suchte ich weiter.
In einem anderen Luftschutzbunker fand ich Zuflucht, aber auch dort kamen die Amerikaner und scheuchten uns mit einem Flammenwerfer ins Freie. Dort wurden wir festgenommen.
Da wir unverletzt waren, wurden wir danach ins Waisenhaus Okinawa-Koza gebracht. Zu meinem Erstaunen traf ich dort wieder auf meine kleine Schwester, die wir in dem Luftschutzbunker zurückgelassen hatten. Doch ihr Bauch war auf seltsame Weise aufgebläht und ihre Augenhöhlen eingesunken. Sie war völlig entstellt. Die Kleine war wohl mehrere Tage ohne Essen im Dunkeln des Bunkers alleine gewesen … dabei war sie doch erst drei Jahre alt. Ihr Gesundheitszustand war besorgniserregend, weshalb sie ins Krankenhaus kam. Ich blieb mit meiner älteren Schwester im Waisenhaus. Und so begann also mein Leben nach dem Krieg.
(Rückblickend auf den Krieg)
Ich möchte den jüngeren Generationen weitergeben, was ich im Krieg erlebt habe. Im Laufe der Zeit sieht man immer mehr, dass der Krieg geschönt dargestellt wird. Ich finde es wahnsinnig beunruhigend, dass auf diese Weise die Geschichte korrigiert und dadurch allmählich historische Fakten verfälscht werden. Ich möchte auf jeden Fall verhindern, dass wir in Zukunft wieder in einen Krieg geraten.