Zwei Gesichter Amerikas: Landbeschlagnahmen und ein Studium der Landwirtschaft in Hawaii
Herr Zenyu Shimabukuro
Geburtsjahr:1936
Geburtsort:Okinawa
Der Widerstand meines Vaters gegen die Landbeschlagnahme
Unmittelbar nach dem Krieg, erklärte das US-Militär Chibana zum Sperrgebiet. Mein Vater widersetzte sich dieser Politik, in dem er in einen Kuhstall in Chibana zog, um unser zerstörtes Haus wieder aufzubauen. „Das ist unser Zuhause“, sagte er. Er ging einfach hinein, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. „Weil es unser Haus ist“, sagte er. Damals gab es die MP (Military Police) und die CP (Civilian Police, eine von den Amerikanern einberufenen Bürgerpolizei). In der Gegend von Chibana patrouillierte die CP. Die CP begann meinen Vater zu beschützen. Die Leute sahen das und in dem Glauben, dass es sicher sei zogen immer mehr Leute nach Chibana. Als Sperrgebiet war Chibana von Stacheldraht umgeben. Die Leute schauten mit Erstaunen auf die Aktionen meines Vaters. Er sagte immer: „Das geht mich nichts an“, trat auf den Stacheldraht und lief in die Sperrzone hinein.
Leben in Chibana
In diesen Tagen entsorgte das US-Militär alle möglichen Sachen in Senken im Boden. Sie warfen den Müll von Trucks herunter oder benutzten Kipplaster, um den Müll wegzuwerfen. Unter dem Müll war auch eine leere Sauerstoffflasche. Üblicherweise haben die Leute Lebensmittelreste aufgesammelt, aber mein Vater sagte immer: „Ich esse keine Überreste der Amerikaner“, schulterte die schwere Sauerstoffflasche und trug sie nach Hause. Er brachte die Sauerstoffflasche zu dem Ort, den wir als Gemeindezentrum nutzten. Damals gab es noch keine Lautsprecheranlage und wir schlugen auf die Sauerstoffflasche wie auf eine Glocke, um die Leute zu rufen. Es gab Vollversammlungen, Versammlungen der Studenten und Treffen des Jugendverbandes. Für eine Vollversammlungen schlugen wir sieben Mal langsam auf den Zylinder. Bei einem Treffen des Jugendverbandes wurde sie dreimal angeschlagen. Für die Oberschülerversammlung wurde einmal laut und stark und dann dreimal, insgesamt viermal geschlagen. In einem Notfall schlugen wir in schneller Folge ununterbrochen auf sie ein. „Aufgepasst, die US-Soldaten haben einen Brand angezündet“, bei solchen Signalen sind wir alle nach draußen gerannt. Unter den US.Soldaten waren auch gute Menschen, es gab aber auch eine Menge schlechter Menschen unter ihnen. Die Schlechten haben wir alle zusammen vertrieben.
Während der Schlacht um Okinawa wurden viele japanische Soldaten und Okinawanischen Zivilisten verwundet. Ebenso gab es auch viele verletzte US-Soldaten. Um ihre Wunden zu behandeln, gab es im B-Kanpan ein Krankenhaus. Es stand im heutigen Gushikawa. Mein Vater wurde von den US-Soldaten dorthin mitgenommen, um ihm Blut für verletzte Soldaten abzunehmen. Ihm wurde so viel Blut abgenommen, dass er immer schwächer wurde. Als ich 11 Jahre alt war, starb mein Vater im Alter von 36 Jahren.
An die Chubu Oberschule für Land- und Forstwirtschaft
Ich wurde an der Chubu Oberschule für Land- und Forstwirtschaft aufgenommen. Die Land- und Forstwirtschaftsschule der Präfektur in Kadena gab es nicht mehr. Aber weil diese neue Schule in Chubu eröffnet hatte, schlugen mir die Leute aus meinem Umfeld vor, diese neue Schule zu besuchen. Nach dem Krieg waren viele verschiedene Schule entstanden, aber ich entschied mich für die Land-und Forstwirtschaft und trug mich in den Lehrgang für Tierzucht ein. Der Grund warum ich mich für die Tierzucht entschied war, weil mein Vater Rinder geliebt und an Kampfstier Wettbewerben teilgenommen hatte. Vor dem Krieg hatte mein Vater mit seinem Kampfstier den ersten Platz von ganz Okinawa belegt. Das Foto davon hatte er mit großem Stolz an die Wand gehängt, aber es ist leider im Krieg verloren gegangen.
Aufgrund des Lebensmittelmangels nach dem Krieg waren alle Schüler dünn und abgemagert. An der Schule erhielten wir Milch aus Milchpulver, dass vom US-Militär zur Verfügung gestellte wurde. Es war Magermilchpulver und war in solchen Packungen drin. Das Milchpulver wurde in den USA bei der Butterherstellung gewonnen. Die Milch wurde zentrifugiert und das Fett von den Wänden der Zentrifuge wurde für die Butter benutzt. Die übriggebliebene Milch wurde pulverisiert und an Schweine verfüttert. Diese Überreste wurden zu uns nach Okinawa geschickt. Die Leute hatten davon keine Ahnung und haben das Magermilchpulver getrunken. Meine Lehrer am Tierzuchtlehrgang wussten davon und berieten darüber, ob es nicht besser wäre eine richtige Kuh zu haben. Wir waren schliesslich der Tierzuchtlehrgang. Und so begannen wir mit der Kuhhaltung.
Pflege der Kuh und Milchauslieferung
Der Preis einer Kuh war so teuer, dass wir uns nur eine einzige leisten konnten. Es war eine Holstein-Kuh. Die normalen Kühe waren alle schwarz, aber die Holstein-Kuh war Schwarzweiß gefleckt. Alle sagten immer wie selten das ist. Sie war insgesamt sehr groß und hatte ein großes Euter. Wir melkten die Kuh mit der Hand, füllten die Milch in Flaschen und verpackten sie in Kartons. Wir verkauften die Milch an verschieden Stellen in der Stadt Koma. In jenen Tagen, anders als Heute, lieferte ich die Milch mit dem Fahrrad aus. Ich fuhr sogar bis nach Goya um die Milch zu verkaufen. An manchen Tagen stand ich bereits früh um vier auf. Unsere Holstein Kuh war größer als die anderen Kühe und es machte mehr Arbeit sie zu versorgen. Ich denke es war einzigartig von der Schule uns alles über Kühe beizubringen.
Bewerbung für ein Praktikum in Hawaii
„International Young Farmers Exchange 1959“ Dafür gab es eine Ausschreibung. Selbstverständlich hatte ich kein Geld um ins Ausland zu gehen, aber als ich hörte, dass die Bildungsabteilung der USCAR (United States Civil Administration of the Ryukyu Islands) die Fortbildungskosten übernimmt, habe ich mich für die Aufnahmeprüfung beworben. Am Prüfungsort befanden sich die Büros der Ryukyu Regierung in der ersten und zweiten Etage. Ich musste zur dritten und vierten Etage, wo sich die amerikanische Zivilregierung befand. Zu dieser Zeit waren noch nicht genug Schuhe im Umlauf und viele Leute trugen nur Tabi (japanische Socken). Als ich in meinen sauberen Geta (Sandalen mit Holzsohle) ankam, fragte mich der Wachposten, wo ich hin möchte. Ich antwortete ihm, dass ich zur Bildungsabteilung der USCAR gehe. Der Wächter warnte mich mit den Worten: „Mit Geta kannst du da nicht rein, du musst richtige Schuhe tragen“, Als ich dem Wachposten meine Anmeldebescheinigung zeigte, zog er seine eigenen Schuhe aus und lieh sie mir, damit ich zur Etage der USCAR gehen konnte. Auch hier in Okinawa gibt es viele gute Menschen, dachte ich bei mir.
Ungefähr 10 Leute absolvierten die Prüfung und sechs von ihnen bestanden. Mein Prüfungsergebnis war das beste von allen. obwohl die anderen Prüflinge alle erfahrener waren als ich. Es waren Beamte, leitende Angestellte und ehemalige Absolventen meiner Schule unter ihnen. Der Test beinhaltete auch einen mündlichen Prüfungsteil, in dem wir zum „Price Report“ befragt wurden. Sie fragten mich, was ich über den Price Report denke. Die mündliche Prüfung wurde in Dreiergruppen abgehalten.
Ich erzählte alles was mir zum Price Report einfiel. Die Beamten antworteten, dass sie nichts dazu wissen. Ich habe diese Frage wie folgt beantwortet: „Dies ist unser Land. In der Sprache Okinawas nennen wir es Uyafaafuji, das Land unserer Ahnen. Das Land von Okinawa gehört nicht irgendjemanden, der wir ihr von der anderen Seite der Welt gekommen seid. Der Boden gehört den Einwohnern von Okinawa. Egal wer hierher kommt, die Einwohner Okinawas nehmen anderen Leuten nichts weg. So habe ich es von vielen Leuten gehört und mein Vater hat ebenfalls danach gehandelt.“ Das war meine Antwort, von deren Richtigkeit ich überzeugt war und bestand damit die Prüfung. Ich war von der akademischen Welt, in der man mit der richtigen Meinung besteht, tief beeindruckt. Ich war auch von den Ausbildern der USCAR beeindruckt.
Ein Angestellter der USCAR kam mit einem sehr großen Auto zu unserem Haus gefahren. Die Nachbarn wunderten sich und fragten mich, ob ich etwas angestellt habe. Der Angestellte der USCAR stieg aus dem Auto und meine Nachbarn erfuhren, dass ich nach Hawaii gehen werde. Ich war der erste Bewohner unserer Siedlung, der ein Flugzeug bestieg. Als ich das Flugzeug zum ersten Mal erblickte, war ich über seine Größe erstaunt. Es gab immer noch wenig Lebensmittel und wir waren alle sehr dünn. Ich erinnere mich noch daran wie köstlich das Essen war, das uns von den Flugbegleitern serviert wurde.
Landwirtschaftspraktikum in Hawaii
In Hawaii existierte eine Okinawa-kenjin-kai (Gesellschaft der Einwohner aus Okinawa), Als wir in Hawaii ankamen, fand gerade ein großes Treffen anläßlich des Jahrestages von Hawaii als Bundesstaat statt. Von den sechs Praktikanten aus Okinawa gingen die Meisten nach Maui oder Oahu, nur ich ging alleine nach Honolulu. Während des Praktikums fuhren wir jeden Morgen nach Honolulu, um dort selbst angebauten Ingwer und Gemüse zu verkaufen. Wir fuhren mit dem Auto hin, aßen etwas Leckeres und fuhren wieder zurück. Ich erinnere mich, wie ich damals dachte was für ein guter Platz zum Leben Hawaii ist. Mein Spezialgebiet war die Viehzucht und ich wollte mich eigentlich darin weiterbilden. Das ging aber leider nicht. Ich lernte den Anbau von Zuckerrohr und baute verschiedenes Gemüse an. Ich studierte auch den Ananas Anbau.
In der Zeit der Ryukyu-Regierung, hatte ich eine Lizenz als „Spezialist für künstliche Befruchtung“ erworben. Wollte man bei der Zucht von Rindern in Okinawa zum Beispiel wissen, ob die Kuh schon trächtig oder wann das beste Timing für die Sameneinführung ist, fühlte ich den Uterus der Kuh mit den Händen ab. Dann traf ich Entscheidungen wie: „Ihr müsst noch zwei Stunden warten“, und ähnliches. In Hawaii hatte ich die gleichen Untersuchungen gemacht. In Okinwawa hatte ich dabei immer Kuhmist an den Händen, aber in Hawaii gab es dafür spezielle Handschuhe. Sie reichten bis zu den Schultern. Auf den ersten Blick war ich von ihnen begeistert und fragte, ob ich welche bekommen könnte. Das Paar, das ich damals mit zurück nach Okinawa brachte, habe ich heute noch.
Ich glaube das die Leute, die in der Landwirtschaft arbeiten, egal in welchem Land über drei wichtige Charaktereigenschaften verfügen sollten. „Sozialität, Wissensdrang und Führungseigenschaften. Ich habe gelernt, dass es auf diese drei Eigenschaften bei Landwirten ankommt. Die Landwirte müssen in der Lage sein als Menschen einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, mit der Unterstützung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wenn ich in Hawaii darüber erzählt habe, was ich auf der Land- und Forstwirtschaftsschule in Okinawa gelernt habe, hörten immer alle interessiert zu Erfreut über meine Berichte, wollten sie mehr darüber erfahren und fragten mich, was ich sonst noch alles weiss. Und so brachte ich ihnen die „3,3,3er Regel“ bei. „Drei Monate, drei Wochen und drei Tage“, zählt man das zusammen, erhält man 114. Nach 114 Tagen bringt eine Muttersau die Ferkel zur Welt.
Rückkehr nach Okinawa als Landwirtschaftberater
Nach meiner Rückkehr aus Hawaii wurde ich von der Landwirtschaftlichen Genossenschaft kontaktiert und erhielt eine Anstellung. Ich arbeitet als Landwirtschaftsberater. Ich besuchte die verschiedenen Tierzüchter und unterrichtete sie in der Haltung von Schweinen und Hühnern. Wie die zuvor erwähnte 3,3,3er Regel für die Schweinezucht. Anders als beim Menschen, der ja immer nur ein Kind zur Welt bringt, wirft eine Sau acht bis zehn Ferkel auf einmal. Das erstgeborene Ferkel sucht sich unter den Zitzen der Muttersau diejenige aus, welche die meiste Milch gibt. Die Entscheidung für eine Zitze erfolgt in den ersten drei Tagen nach der Reihenfolge ihrer Geburt. Auf diese Weise wird das erstgeborene Ferkel groß und kräftig und das letzte wächst nicht wirklich. Innerhalb dieser drei Tage wechselt man die Zitzen und gibt dem letztgeborenen Ferkel die Zitze mit der meisten Milch. Wenn man auf diese Weise die Saugreihenfolge verändert, erhält man Ferkel, die alle gleichmäßig wachsen. Die Viehzüchtern, denen ich das beibrachte, bedankten sich erfreut über diese einleuchtenden Ratschläge.
Meine Botschaft an die Jugend.
Führt ein Leben, auf das ihr als Menschen stolz sein könnt. Den Menschen helfen ist eine gute Sache, aber leiht den Amerikanern die von ihren Stützpunkten aus Menschen töten, nicht eure Kraft und euer Wissen. Ich wünsche mir, dass die japanische Bevölkerung, für ihre Kinder und Enkelkinder mit aller Kraft dafür kämpft, dass es in der Welt wieder richtig und gerecht zugeht. Ich hoffe, dass immer mehr Japaner überall im Land damit aufhören beim Töten von Menschen zu helfen. Ich möchte, dass die USA damit aufhört das Leben von Menschen zu ruinieren oder sie zu töten. Auch jetzt fliegen vom Stützpunkt in Kadena Kampfjets um Menschen zu töten. Ich möchte, dass sie damit aufhören diese Stützpunkte zu erweitern. Wir haben nur ein Leben und ich möchte, dass ihr euch mit aller Kraft für das Wohl der Allgemeinheit einsetzt.
Herr Zenyu Shimabukuro ist einer der „Anti-Kriegs-Grundbesitzer“, der Aufgrund seiner Überzeugungen weiterhin die Rückgabe von Militärland fordert, das ihm gehört. Seine Erfahrungen im und nach dem Krieg spiegeln den Weg wieder, den Okinawa seit dem Krieg gemacht hat. Wie zum Beispiel in der Bewegung„Streit um die Inseln“ und der „Rückgabe Bewegung“.
Der Widerstand meines Vaters gegen die Landbeschlagnahme
Unmittelbar nach dem Krieg, erklärte das US-Militär Chibana zum Sperrgebiet. Mein Vater widersetzte sich dieser Politik, in dem er in einen Kuhstall in Chibana zog, um unser zerstörtes Haus wieder aufzubauen. „Das ist unser Zuhause“, sagte er. Er ging einfach hinein, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. „Weil es unser Haus ist“, sagte er. Damals gab es die MP (Military Police) und die CP (Civilian Police, eine von den Amerikanern einberufenen Bürgerpolizei). In der Gegend von Chibana patrouillierte die CP. Die CP begann meinen Vater zu beschützen. Die Leute sahen das und in dem Glauben, dass es sicher sei zogen immer mehr Leute nach Chibana. Als Sperrgebiet war Chibana von Stacheldraht umgeben. Die Leute schauten mit Erstaunen auf die Aktionen meines Vaters. Er sagte immer: „Das geht mich nichts an“, trat auf den Stacheldraht und lief in die Sperrzone hinein.
Leben in Chibana
In diesen Tagen entsorgte das US-Militär alle möglichen Sachen in Senken im Boden. Sie warfen den Müll von Trucks herunter oder benutzten Kipplaster, um den Müll wegzuwerfen. Unter dem Müll war auch eine leere Sauerstoffflasche. Üblicherweise haben die Leute Lebensmittelreste aufgesammelt, aber mein Vater sagte immer: „Ich esse keine Überreste der Amerikaner“, schulterte die schwere Sauerstoffflasche und trug sie nach Hause. Er brachte die Sauerstoffflasche zu dem Ort, den wir als Gemeindezentrum nutzten. Damals gab es noch keine Lautsprecheranlage und wir schlugen auf die Sauerstoffflasche wie auf eine Glocke, um die Leute zu rufen. Es gab Vollversammlungen, Versammlungen der Studenten und Treffen des Jugendverbandes. Für eine Vollversammlungen schlugen wir sieben Mal langsam auf den Zylinder. Bei einem Treffen des Jugendverbandes wurde sie dreimal angeschlagen. Für die Oberschülerversammlung wurde einmal laut und stark und dann dreimal, insgesamt viermal geschlagen. In einem Notfall schlugen wir in schneller Folge ununterbrochen auf sie ein. „Aufgepasst, die US-Soldaten haben einen Brand angezündet“, bei solchen Signalen sind wir alle nach draußen gerannt. Unter den US.Soldaten waren auch gute Menschen, es gab aber auch eine Menge schlechter Menschen unter ihnen. Die Schlechten haben wir alle zusammen vertrieben.
Während der Schlacht um Okinawa wurden viele japanische Soldaten und Okinawanischen Zivilisten verwundet. Ebenso gab es auch viele verletzte US-Soldaten. Um ihre Wunden zu behandeln, gab es im B-Kanpan ein Krankenhaus. Es stand im heutigen Gushikawa. Mein Vater wurde von den US-Soldaten dorthin mitgenommen, um ihm Blut für verletzte Soldaten abzunehmen. Ihm wurde so viel Blut abgenommen, dass er immer schwächer wurde. Als ich 11 Jahre alt war, starb mein Vater im Alter von 36 Jahren.
An die Chubu Oberschule für Land- und Forstwirtschaft
Ich wurde an der Chubu Oberschule für Land- und Forstwirtschaft aufgenommen. Die Land- und Forstwirtschaftsschule der Präfektur in Kadena gab es nicht mehr. Aber weil diese neue Schule in Chubu eröffnet hatte, schlugen mir die Leute aus meinem Umfeld vor, diese neue Schule zu besuchen. Nach dem Krieg waren viele verschiedene Schule entstanden, aber ich entschied mich für die Land-und Forstwirtschaft und trug mich in den Lehrgang für Tierzucht ein. Der Grund warum ich mich für die Tierzucht entschied war, weil mein Vater Rinder geliebt und an Kampfstier Wettbewerben teilgenommen hatte. Vor dem Krieg hatte mein Vater mit seinem Kampfstier den ersten Platz von ganz Okinawa belegt. Das Foto davon hatte er mit großem Stolz an die Wand gehängt, aber es ist leider im Krieg verloren gegangen.
Aufgrund des Lebensmittelmangels nach dem Krieg waren alle Schüler dünn und abgemagert. An der Schule erhielten wir Milch aus Milchpulver, dass vom US-Militär zur Verfügung gestellte wurde. Es war Magermilchpulver und war in solchen Packungen drin. Das Milchpulver wurde in den USA bei der Butterherstellung gewonnen. Die Milch wurde zentrifugiert und das Fett von den Wänden der Zentrifuge wurde für die Butter benutzt. Die übriggebliebene Milch wurde pulverisiert und an Schweine verfüttert. Diese Überreste wurden zu uns nach Okinawa geschickt. Die Leute hatten davon keine Ahnung und haben das Magermilchpulver getrunken. Meine Lehrer am Tierzuchtlehrgang wussten davon und berieten darüber, ob es nicht besser wäre eine richtige Kuh zu haben. Wir waren schliesslich der Tierzuchtlehrgang. Und so begannen wir mit der Kuhhaltung.
Pflege der Kuh und Milchauslieferung
Der Preis einer Kuh war so teuer, dass wir uns nur eine einzige leisten konnten. Es war eine Holstein-Kuh. Die normalen Kühe waren alle schwarz, aber die Holstein-Kuh war Schwarzweiß gefleckt. Alle sagten immer wie selten das ist. Sie war insgesamt sehr groß und hatte ein großes Euter. Wir melkten die Kuh mit der Hand, füllten die Milch in Flaschen und verpackten sie in Kartons. Wir verkauften die Milch an verschieden Stellen in der Stadt Koma. In jenen Tagen, anders als Heute, lieferte ich die Milch mit dem Fahrrad aus. Ich fuhr sogar bis nach Goya um die Milch zu verkaufen. An manchen Tagen stand ich bereits früh um vier auf. Unsere Holstein Kuh war größer als die anderen Kühe und es machte mehr Arbeit sie zu versorgen. Ich denke es war einzigartig von der Schule uns alles über Kühe beizubringen.
Bewerbung für ein Praktikum in Hawaii
„International Young Farmers Exchange 1959“ Dafür gab es eine Ausschreibung. Selbstverständlich hatte ich kein Geld um ins Ausland zu gehen, aber als ich hörte, dass die Bildungsabteilung der USCAR (United States Civil Administration of the Ryukyu Islands) die Fortbildungskosten übernimmt, habe ich mich für die Aufnahmeprüfung beworben. Am Prüfungsort befanden sich die Büros der Ryukyu Regierung in der ersten und zweiten Etage. Ich musste zur dritten und vierten Etage, wo sich die amerikanische Zivilregierung befand. Zu dieser Zeit waren noch nicht genug Schuhe im Umlauf und viele Leute trugen nur Tabi (japanische Socken). Als ich in meinen sauberen Geta (Sandalen mit Holzsohle) ankam, fragte mich der Wachposten, wo ich hin möchte. Ich antwortete ihm, dass ich zur Bildungsabteilung der USCAR gehe. Der Wächter warnte mich mit den Worten: „Mit Geta kannst du da nicht rein, du musst richtige Schuhe tragen“, Als ich dem Wachposten meine Anmeldebescheinigung zeigte, zog er seine eigenen Schuhe aus und lieh sie mir, damit ich zur Etage der USCAR gehen konnte. Auch hier in Okinawa gibt es viele gute Menschen, dachte ich bei mir.
Ungefähr 10 Leute absolvierten die Prüfung und sechs von ihnen bestanden. Mein Prüfungsergebnis war das beste von allen. obwohl die anderen Prüflinge alle erfahrener waren als ich. Es waren Beamte, leitende Angestellte und ehemalige Absolventen meiner Schule unter ihnen. Der Test beinhaltete auch einen mündlichen Prüfungsteil, in dem wir zum „Price Report“ befragt wurden. Sie fragten mich, was ich über den Price Report denke. Die mündliche Prüfung wurde in Dreiergruppen abgehalten.
Ich erzählte alles was mir zum Price Report einfiel. Die Beamten antworteten, dass sie nichts dazu wissen. Ich habe diese Frage wie folgt beantwortet: „Dies ist unser Land. In der Sprache Okinawas nennen wir es Uyafaafuji, das Land unserer Ahnen. Das Land von Okinawa gehört nicht irgendjemanden, der wir ihr von der anderen Seite der Welt gekommen seid. Der Boden gehört den Einwohnern von Okinawa. Egal wer hierher kommt, die Einwohner Okinawas nehmen anderen Leuten nichts weg. So habe ich es von vielen Leuten gehört und mein Vater hat ebenfalls danach gehandelt.“ Das war meine Antwort, von deren Richtigkeit ich überzeugt war und bestand damit die Prüfung. Ich war von der akademischen Welt, in der man mit der richtigen Meinung besteht, tief beeindruckt. Ich war auch von den Ausbildern der USCAR beeindruckt.
Ein Angestellter der USCAR kam mit einem sehr großen Auto zu unserem Haus gefahren. Die Nachbarn wunderten sich und fragten mich, ob ich etwas angestellt habe. Der Angestellte der USCAR stieg aus dem Auto und meine Nachbarn erfuhren, dass ich nach Hawaii gehen werde. Ich war der erste Bewohner unserer Siedlung, der ein Flugzeug bestieg. Als ich das Flugzeug zum ersten Mal erblickte, war ich über seine Größe erstaunt. Es gab immer noch wenig Lebensmittel und wir waren alle sehr dünn. Ich erinnere mich noch daran wie köstlich das Essen war, das uns von den Flugbegleitern serviert wurde.
Landwirtschaftspraktikum in Hawaii
In Hawaii existierte eine Okinawa-kenjin-kai (Gesellschaft der Einwohner aus Okinawa), Als wir in Hawaii ankamen, fand gerade ein großes Treffen anläßlich des Jahrestages von Hawaii als Bundesstaat statt. Von den sechs Praktikanten aus Okinawa gingen die Meisten nach Maui oder Oahu, nur ich ging alleine nach Honolulu. Während des Praktikums fuhren wir jeden Morgen nach Honolulu, um dort selbst angebauten Ingwer und Gemüse zu verkaufen. Wir fuhren mit dem Auto hin, aßen etwas Leckeres und fuhren wieder zurück. Ich erinnere mich, wie ich damals dachte was für ein guter Platz zum Leben Hawaii ist. Mein Spezialgebiet war die Viehzucht und ich wollte mich eigentlich darin weiterbilden. Das ging aber leider nicht. Ich lernte den Anbau von Zuckerrohr und baute verschiedenes Gemüse an. Ich studierte auch den Ananas Anbau.
In der Zeit der Ryukyu-Regierung, hatte ich eine Lizenz als „Spezialist für künstliche Befruchtung“ erworben. Wollte man bei der Zucht von Rindern in Okinawa zum Beispiel wissen, ob die Kuh schon trächtig oder wann das beste Timing für die Sameneinführung ist, fühlte ich den Uterus der Kuh mit den Händen ab. Dann traf ich Entscheidungen wie: „Ihr müsst noch zwei Stunden warten“, und ähnliches. In Hawaii hatte ich die gleichen Untersuchungen gemacht. In Okinwawa hatte ich dabei immer Kuhmist an den Händen, aber in Hawaii gab es dafür spezielle Handschuhe. Sie reichten bis zu den Schultern. Auf den ersten Blick war ich von ihnen begeistert und fragte, ob ich welche bekommen könnte. Das Paar, das ich damals mit zurück nach Okinawa brachte, habe ich heute noch.
Ich glaube das die Leute, die in der Landwirtschaft arbeiten, egal in welchem Land über drei wichtige Charaktereigenschaften verfügen sollten. „Sozialität, Wissensdrang und Führungseigenschaften. Ich habe gelernt, dass es auf diese drei Eigenschaften bei Landwirten ankommt. Die Landwirte müssen in der Lage sein als Menschen einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, mit der Unterstützung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wenn ich in Hawaii darüber erzählt habe, was ich auf der Land- und Forstwirtschaftsschule in Okinawa gelernt habe, hörten immer alle interessiert zu Erfreut über meine Berichte, wollten sie mehr darüber erfahren und fragten mich, was ich sonst noch alles weiss. Und so brachte ich ihnen die „3,3,3er Regel“ bei. „Drei Monate, drei Wochen und drei Tage“, zählt man das zusammen, erhält man 114. Nach 114 Tagen bringt eine Muttersau die Ferkel zur Welt.
Rückkehr nach Okinawa als Landwirtschaftberater
Nach meiner Rückkehr aus Hawaii wurde ich von der Landwirtschaftlichen Genossenschaft kontaktiert und erhielt eine Anstellung. Ich arbeitet als Landwirtschaftsberater. Ich besuchte die verschiedenen Tierzüchter und unterrichtete sie in der Haltung von Schweinen und Hühnern. Wie die zuvor erwähnte 3,3,3er Regel für die Schweinezucht. Anders als beim Menschen, der ja immer nur ein Kind zur Welt bringt, wirft eine Sau acht bis zehn Ferkel auf einmal. Das erstgeborene Ferkel sucht sich unter den Zitzen der Muttersau diejenige aus, welche die meiste Milch gibt. Die Entscheidung für eine Zitze erfolgt in den ersten drei Tagen nach der Reihenfolge ihrer Geburt. Auf diese Weise wird das erstgeborene Ferkel groß und kräftig und das letzte wächst nicht wirklich. Innerhalb dieser drei Tage wechselt man die Zitzen und gibt dem letztgeborenen Ferkel die Zitze mit der meisten Milch. Wenn man auf diese Weise die Saugreihenfolge verändert, erhält man Ferkel, die alle gleichmäßig wachsen. Die Viehzüchtern, denen ich das beibrachte, bedankten sich erfreut über diese einleuchtenden Ratschläge.
Meine Botschaft an die Jugend.
Führt ein Leben, auf das ihr als Menschen stolz sein könnt. Den Menschen helfen ist eine gute Sache, aber leiht den Amerikanern die von ihren Stützpunkten aus Menschen töten, nicht eure Kraft und euer Wissen. Ich wünsche mir, dass die japanische Bevölkerung, für ihre Kinder und Enkelkinder mit aller Kraft dafür kämpft, dass es in der Welt wieder richtig und gerecht zugeht. Ich hoffe, dass immer mehr Japaner überall im Land damit aufhören beim Töten von Menschen zu helfen. Ich möchte, dass die USA damit aufhört das Leben von Menschen zu ruinieren oder sie zu töten. Auch jetzt fliegen vom Stützpunkt in Kadena Kampfjets um Menschen zu töten. Ich möchte, dass sie damit aufhören diese Stützpunkte zu erweitern. Wir haben nur ein Leben und ich möchte, dass ihr euch mit aller Kraft für das Wohl der Allgemeinheit einsetzt.
Herr Zenyu Shimabukuro ist einer der „Anti-Kriegs-Grundbesitzer“, der Aufgrund seiner Überzeugungen weiterhin die Rückgabe von Militärland fordert, das ihm gehört. Seine Erfahrungen im und nach dem Krieg spiegeln den Weg wieder, den Okinawa seit dem Krieg gemacht hat. Wie zum Beispiel in der Bewegung„Streit um die Inseln“ und der „Rückgabe Bewegung“.