Die Schulbildung nach dem Krieg beginnt mit der Schulung des Charakters
Herr Touroku Oshiro
Geburtsjahr:1930
Geburtsort:Itoman
Schulbildung in der Vorkriegszeit
Die Schlacht um Okinawa begann gegen Ende der zweiten Klasse, der Oberstufe an der staatlichen Volksschule. Ich war 15 Jahre alt. Im Jahr 1941, wurden die Volksschulen in die Nationalschulen umgewandelt. Diese hatten einen sechsjährigen Grundkurs und eine zweijährige Oberstufe. Die Oberstufe war nicht verpflichtend. Wer nicht zur Oberstufe ging, besuchte die Jugendschule. Die Jugendschule hatte einen Vorbereitungskurs und wer nicht auf die Oberstufe ging, besuchte die Jugendschule von 2 oder 3 Uhr am Nachmittag. Der Lehrer an der Jugendschule leitete das Gruppentraining an der Oberstufe der Nationalschule. An der Jugendschule waren mehrere Lehrer mit Kriegserfahrung. Bereits die Schüler der Unterstufe nahem an den Übungen teil. Wir übten militärische Drills, wie Strammstehen, Salutieren und Marschieren.
Zu dieser Zeit gab es ein Sportabzeichen. Die Schüler von der fünften Klasse der Unterstufe bis zur Oberstufe besaßen so etwas wie ein Zeugnisheft. Es gab drei Stufen, Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene. Wir mussten 50 Meter innerhalb einer bestimmten Zeit rennen und es wurde gezählt wie viele Klimmzüge wir schaffen. Dazu noch Hoch- und Weitsprung. Das Handgranatenwerfen wurde Kurzstock-Werfen genannt und mit einem 30 Zentimeter langen Eichenholzstab ausgeübt. Die Lehrer spornten uns an, alles zu geben, um das fortgeschrittenen Level zu erreichen. Am meisten Spaß hat mir damals der Flugzeugmodellbau gemacht. Bis etwa 1944, gab es verschiedene Modellflugzeug Wettkämpfe. Wir liessen die Modellflugzeuge auf dem Flughafen fliegen und es wurde gemessen wie lange sie in der Luft blieben. Ab dem dritten Jahr der Unterstufe bauten die Schüler der ungeraden Klassen Propeller Modelle und die der geraden Klassen bauten Segelflugzeuge. In den höheren Klassenstufen wurde uns auch Theorie vermittelt,
wie die Funktion der Hauptflügel und der Höhen- und Seitenleitwerke. Mein Vater schimpfte immer mit mir, wenn er mich beim Modellfliegen erwischte, anstatt beim Rasenmäher zu helfen.
Es gibt doch Rizinusbohnen. Um Schmieröl für die Maschinen zu erhalten, erhielten wir von der Schule drei Rizinusbohnen, mit der Aufforderung sie anzupflanzen und abzuliefern, wenn sie ausgreift waren. So etwas wurde uns in der Schule beigebracht. Wir wurden dazu aufgefordert, sie nicht auf dem Feld unserer Eltern anzupflanzen, sondern unser eigenes 1 Tsubo-Feld (ca 3,3 qm) anzulegen. Während des Krieges kümmerten wir uns an den Wochenenden um die Familien der in den Krieg gezogenen Soldaten. Wir holten Wasser, mähten den Rasen und machten sauber. In sogenannten Trostbeuteln verschickten wir Zeichnungen und Postkarten. Wir freuten uns, wenn wir von ihnen eine Antwort erhielten.
Vorbereitung auf die Schlacht
Etwa im Juni 1944, ein halbes Jahr vor Beginn der Schlacht um Okinawa, kamen japanische Soldaten aus der Mandschurei an unsere Schule und bezogen hier Stellung. Dann begann der Ausbau des Stützpunktes. Wir planierten den Boden, mähten das Gras für den Bau der Soldatenunterkünfte und errichteten Panzerklippen. Damit der Feind mit seinen Panzern nicht einfach in die Stellung einrücken konnte, schichteten wir Steine zu einem Wall auf und hoben davor einen Graben aus. Dadurch wurden die Panzerklippen etwa drei Meter hoch. Damit umgaben wir die gesamte Stellung.
Wir mussten auch zu Hause einen Schutzunterstand bauen. Wir gruben ein etwa ein Meter tiefes Loch, bedeckten es mit Ästen und Bambus und schütteten es mit Erde auf. Auch auf dem Schulhof gruben wir ein großes Loch und bauten einen Unterstand, in den alle Schüler eines Jahrgangs hineinpassten. Es wurden auch Luftschutzübungen ausgeführt. Wir bildeten eine Löschkette und reichten Wasser aus einem Teich, in Eimern bis zum Schuldach. Dort simulierten die Lehrer und Schüler der Oberstufe das Löschen von Bränden.
Die Schlacht um Okinawa beginnt
Am 24. März sollte die Abschlussfeier an der staatlichen Nationalschule stattfinden, aber weil am Tag zuvor die Schlacht um Okinawa begonnen hatte, bin ich ein Absolvent der Nationalschule ohne Abschlusszeugnis. (Die Schlacht um Okinawa hatte begonnen) Am 23, März ertönten die Luftalarmsirenen und ich lief mit meiner Schwester zu einem Luftschutzbunker. Über uns flogen immer mehr Flugzeuge. Als ich nach Süden, zur Küste vom Komesu, Itoman schaute, sah ich den Staub der Bombeneinschläge aufwirbeln und wir rannten schnell in den Bunker hinein. Die Amerikaner flogen keine Angriffe in den frühen Morgenstunden. Sobald es hell wurde, verliessen wir den Bunker liefen zu den Feldern. Wir gruben Süßkartoffeln aus, kochten sie und liefen zum Bunker zurück. Wir holten auch Wasser. Die jungen Leute im Dorf verrichteten diese Tätigkeiten in Gemeinschaftsarbeit. Die Älteren blieben im Bunker, aber die gesunden unter ihnen pendelten zwischen ihren Häusern und dem Bunker hin und her. Anfang Mai standen noch einige Häuser die Leute ruhten sich in ihnen aus, oder übernachteten in ihnen, ohne zum Bunker zurück zugehen. Nach und nach verschärften sich die Kampfhandlungen.
Mein Vater wurde am 20. Mai bei einem Mörserangriff der US-Truppen in Untamui in der Nähe von Shuri getötet. Deshalb kann ich mich gut erinnern, was in den Tagen um den 20. Mai passierte. Zu dieser Zeit gingen der Leiter der Polizeibrigade und eine Gruppe japanischer Nachwuchsoffiziere durch den Bunker und versuchten die Leute zu überzeugen. Sie sagten: „Wir werden diese Schlacht auf jeden Fall gewinnen. Um diesen Kampf zu gewinnen, hören sie auf uns und befolgen unsere Anweisungen. Begeben sie sich innerhalb der nächsten Tage an einen sicheren Ort“. Nach zwei oder drei Tagen erschienen sie erneut. Diesmal hieß es: „Raus! Alle sofort raus aus dem Bunker!“, und sie vertrieben uns aus dem Schutzraum. „Soldaten werden aus Shuri, Naha kommen und euch und die Nation beschützen“, sagten sie. „Begeben sie sich alle an einen sicheren Ort“. Aber sie zeigten uns nicht, wohin wir fliehen sollten.
Der Krieg wurde heftiger und immer mehr Menschen starben. Unser Familienältester meinte zu uns: „In diesem Krieg wird die Familie von Tag zu Tag kleiner. Bevor unsere Familie auseinander gesprengt wird und wir nicht wissen, wo die einzelnen Familienmitglieder gestorben sind lasst uns am Familiengrab versammeln und dort verstecken“. Er rief unsere Familie zusammen. Etwa 30 Verwandte fanden sich bei unserem Familiengrab ein. Die starken Jüngeren, so wie ich, saßen vor dem Grab, die Kinder und Älteren begaben sich ins Innere des Grabes. Unser Familiengrab war sehr alt. Es bestand aus einem in den Felsen gehauenes Loch mit aufgeschichteten Steinen davor. In den Steinhaufen schlug eine Granate ein und die herumfliegenden Steine und Granatsplitter töteten fast die Hälfte der 30 Leute im Grab. Die andere Hälfte wurde verwundet. Niemand blieb unverletzt. Hier sehen sie die große Narbe an meinem Oberschenkel, von der Verletzung, die ich damals erlitt.
Ergebung und Gefangennahme
Ab dem 19. Juni hörten wir vom Maehira Berg in Itoman die Lautsprecheransagen der amerikanischen Armee. „Ergebt euch! Wenn ihr aus euren Verstecken heraus kommt, helfen wir euch“. „Es gibt Nahrung, Kleidung und Unterkunft“. Am 23. Juni, verlies ich zusammen mit drei anderen jungen Männern den Bunker, mit der Absicht uns nach Yanbaru durchzuschlagen. Wer keine Handgranate werfen konnte, blieb im Bunker zurück. Amerikanische Soldaten warfen eine Phosphorgranate in den Bunker. Die Verbliebenen wurden gefangengenommen und von den Amerikaner fortgebracht. Am nächsten Tag kam ein Einwohner unseres Dorfes, der aus Hawaii zurückgekommen war, und sagte zu uns: „Es ist besser sich zu ergeben, die Amerikaner sind nicht so schlimm wie ihr denkt“. Alle erhoben ihre Hände und ergaben sich.
Wir wurden auf dem Dorfplatz hinter dem Utaki (heilige Stätte) versammelt und auf die Ladeflächen kleiner Militär-LKW verladen. In Inamine, Ozato stiegen wir von den LKW. Wer laufen konnte, dem wurde befohlen nach Yabiku in Chinen zu gehen. Als wir dort eintrafen, war es bereits Abend, es war ein großes Zeltlager errichtet. Im Hafen von Baten, bestiegen wir ein Panzerlandungsschiff (LST), wir verliessen es in Ourazaki in Nago.
Ziviles Sammellager in Futami, Nago
In dem Sammellager waren etwa 1000 Leute inhaftiert. Die Dorfvorsteher der einzelnen Dörfer
übernahmen die Verantwortung im Lager. Die einzelnen Dörfer waren in gemeinsamen Zelten untergebracht. In einem Zelt waren ungefähr 30 Personen aus fünf oder sechs Haushalten untergebracht. Wir kamen gut zusammen aus und es war sehr praktisch. Die Kinder schlossen schnell Freundschaft und die Erwachsenen konnten sich gegenseitig helfen. Zu dieser Zeit, eröffnete in Sedaka, Nago eine Oberschule. Meine ehemaligen Mitschüler luden mich ein, mit ihnen zusammen die Schule zu besuchen. Aber ich schlug das Angebot aus. Ich musste für meine jüngerem Geschwister und meine Großmutter sorgen. Weil die Rationen der amerikanischen Armee nicht ausreichten, musste ich mich um die Beschaffung von Nahrung kümmern und konnte nicht zur Schule gehen. Dann brach Malaria aus. Meine bis eben noch gesunde Großmutter, steckte sich mit der Malaria an, bekam hohes Fieber und starb innerhalb von zwei Tagen.
Die Lebensmittelrationen bestanden zum größten Teil aus Mais. Ich denke es war Viehfutter. Der Mais war so hart, dass selbst wenn wir ihn einen ganzen Tag kochten, nur zur Hälfte essen konnten. Ich stahl einen amerikanischen Stahlhelm und benutzte ihn als Mörser, um den Mais zu zerstoßen. Auf diese Weise konnten wir einen Brei kochen, den alle essen konnten. Die meisten Kinder litten an Verdauungsstörungen und hatten Magenschmerzen. Weil wir nicht genug Lebensmittel erhielten, war es für uns normal, solange wir nicht entdeckt wurden in den Anlagen der US-Armee in Nago, alles zu stehlen, was wir in die Hände bekamen. Wir gingen auch nach Nago und sammelten auf, was wir in den Straßen finden konnten. Wir gingen zum Meer und sammelten Algen und andere essbare Sachen auf. In den Bergen sammelten wir Maulbeerblätter und zarte Blattsprossen zum Essen. Wir aßen alles was weich war, auch Gras haben wir gegessen. Die beste Energiequelle waren aber die Frösche. Die als Rationen verteilten Bohnen und Getreide verursachten Verdauungsstörungen und Magenbeschwerden. Ich denke viele Menschen haben nur überlebt, weil sie Frösche gegessen haben. Ungefähr ein halbes Jahr haben wir dort verbracht.
Leben in Nashiro
Danach zogen wir auf das Gelände einer ehemaligen US-Kaserne in Nashiro, Itoman. Es gab dort Soldatenunterkünfte aus Brettern, eine große Wellblechbaracke (Quonset) und Zelte. Die Einwohner aus fünf Gemeinden von Takamine, Itoman, Makabe, Komesu und Kyan waren dort untergebracht. Es war sehr beengt. Männer und Frauen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Männer in die Baugruppe, die Frauen in die Feldarbeitsgruppe. Wir bestimmten für jedes Dorf einen Verantwortlichen.
Das Neujahrsfest 1946 verbrachten wir im Sammellager von Nashiro. Im nächsten halben Jahr bauten wir sogenannte Two by Four (2×4) genannte Standardhäuser.
Wir haben hart gearbeitet, schnell gute Häuser zu bauen, und um schnell zu ernten. Ab und zu wurden alle Einwohner des Dorfes zum Dorfputz mobilisiert. Eine der ersten Aufgaben, war das Auflesen der Knochen und Gebeine. Zuerst sammelten wir im Dorf, danach auf den Wegen und den Gräben am Straßenrand die gebleichten Knochen ein und brachten sie in eine Höhle in der Nähe des Dorfes.
Aufnahme an der Itoman Highschool
Kurz nachdem wir von Futami nach Nashiro umgezogen waren, wurde am 16. Januar 1946 die Itoman Highschool eröffnet und warb um Schüler. Wer vor dem Krieg eine Schule besucht hatte, erhielt die Aufforderung, sich an der Itoman Highschool anzumelden. Ich nahm vom Tag der Eröffnungsfeier am Unterricht teil. Es gab viele Schüler an der Itoman Highschool. Sie kamen aus Tomigusuku, Oroku und Kanegusuku. Ich gehörte zu den Absolventen des vierten Jahrgangs, der aus drei Klassen bestand. Die Itoman Higschool befand sich direkt neben der Stadt. Ein ehemaliges Feld wurde für das Schulgelände planiert und Zelte aufgestellt. Auf diese Weise ging das Errichten der Schule zügig vonstatten.
Es gab nicht genügend Schreibmaterialen und Papier, deshalb suchten wir auf den Müllhalden des US-Militärs und brachten heim, was wir gebrauchen konnten. Klubaktivitäten wurden wieder aufgenommen. Am beliebtesten waren Baseball und Basketball. Wir Schüler aus der Provinz hatten keine Zeit für die Klubaktivitäten. Das bloße Leben war eine Herausforderung, die alle Anstrengungen kostete. Sofort nach der Schule lief ich nachhause, um bei der Feldarbeit zu helfen. Ansonsten hätte ich nicht zur Schule gehen können. Etwa vier Kilometer von unserem Haus entfernt, hatte die Schule ein Feld gepachtet. Wir bauten dort Süßkartoffeln an. Es war eine ganz normale Highschool, aber wir hatten auch eine große Landwirtschaftsabteilung. Das Wohnheim der Schule, war damals das größte von ganz Okinawa. Von Itoman aus fuhren die Schiffe nach Kumejima, Kerama und zu den Yaeyama Inseln. Wir hatten mehr Schüler von dort, als an der Naha Highschool.
In Itoman herrschte wie überall Lehrermangel. Ich hatte vor dem Krieg die Mittelstufe der Lehrerschule bestanden. Weil es sehr wenige einheimische Lehrer gab, wurde ich immer wieder aufgefordert, dass ich doch Lehrer werden soll. Und so besuchte ich die pädagogische Hochschule in Taba, Gushikawa.
Studium an der pädagogischen Hochschule
Ich hatte Spaß an meinem Leben im Wohnheimzelt. Es waren Studenten aus Amami-Oshima, Miyako-jima, Yaeyama, den Inseln um Okinawa herum, sowie aus dem mittleren Teil der Hauptinsel, wie Nakagami im Wohnheim versammelt. In einem Zelt wohnten sechs bis acht Studenten. Wir halfen einander wie eine richtige Familie. Wir teilten uns das Wäsche waschen und das Wasser holen. Nach dem Abschluss der Hochschule, beschloss ich Lehrer zu werden und gab die Idee auf, für das US-Militär zu arbeiten. Obwohl das Gehalt dort um ein vielfaches höher war als das eines Lehrers. Als Lehrer erhielt man einen Monatslohn von 920 B-Yen (US-Militär Währung), arbeitete man für die Armee, betrug der Monatslohn mehrere Tausend Yen. Ich gab meine Wünsche auf und wurde zuerst einer Grundschule zugewiesen. Es herrschte Lehrermangel an den Mittelschulen und es wurden einheimischen Lehrkräfte aus Maehira gesucht.
Anstellung an der Miwa Mittelschule
Ich wurde an der Miwa Mittelschule angestellt. Ich habe mich fast jeden Tag mit den Schüler gestritten. Wir jungen Lehrer wurden mir den unterschiedlichsten Aufgaben betraut. Ich wurde beauftragt Sport zu unterrichten. Dazu unterrichtete ich noch Naturwissenschaften, Mathematik und Sozialkunde. Die älteren Lehrkräfte konzentrierten sich nur auf ein einzelnes Fachgebiet. „Ihr habt die Schule nach dem Krieg abgeschlossen und passt besser zu den Schüler, da der Altersunterschied nicht so groß ist“. So sagten die älteren Lehrer zu uns. Für die erste Klasse der Mittelschule gab es sechs Lehrbücher für Naturwissenschaften. Sie waren alle sehr kompliziert und wir jungen Lehrer mussten den naturwissenschaftlichen Unterricht übernehmen.
Weil ich nur eine Grundschullehrer Lizenz hatte, musste ich eine Mittelschullehrer Lizenz erwerben. Aber das war nicht so einfach. An der Ryukyu Universität gab es nicht ausreichend genug Kurse. Es gab vier verschiedene Lizenzen. Temporäre Lizenz, Provisorische Lizenz, Zweite Klasse und Erste Klasse. Alle kämpften mit den Schwierigkeiten sie zu erwerben. Besonders die Lehrerinnen hatten es schwer. Sie mussten ihre Kinder mit zu den Kursen nehmen. In Itoman gab es auch Kurse in den Sommerferien. Das ging so für einige Jahre. Es gab auch Abendkurse in Naha, Aber es war nicht so einfach regelmäßig von Itoman nach Naha zu pendeln. Weil mit einer höheren Lizenz, das Gehalt stieg, erwarben immer mehr Lehrer ihre Lizenzen in Fernkursen, damit sie besser für ihre Familien sorgen konnten. Auch ich habe auf diesem Wege meiner Lizenz erworben.
Zu Beginn der Mittelschule waren die Kinder wissbegierig und aufrichtig. Aber einige Jahre später, begannen Schüler regelmäßig zu fehlen. Das bedeutete, dass sie mehr als drei Monate dem Unterricht fernblieben. Es gab Schüler, wo es Probleme mit den Eltern gab, oder bei dem Schüler selbst. Für die Lehrer war es sehr schwierig, mit diesen Kindern umzugehen. 1950 begann der Bau des Schulgebäudes, zuerst das Lehrerzimmer und dann die Klassenräume. Der Eltern-Lehrer Verband wurde mobilisiert und fällte Bäume am Meiji Berg in Yanbaru (Im Norden Okinawas) Das Holz wurde für die Stützpfeiler der Gebäude benutzt. Das Dach war mit Stroh aus der Umgebung gedeckt, aber jedes Mal bei einem Taifun stürzten die Pfeiler um.
Meine Botschaft an die jungen Leute
Ich wünsche mir, das die Eltern ihren Kindern sagen, das sie das Wichtigste sind, das es für sie gibt. Damit sie die Regeln der Gesellschaft befolgen und eine Welt schaffen, in der sich alle gegenseitig unterstützen. Und es ist mein Wunsch, das die jungen Leute eine Gesellschaft Aufbauen, in der Kinder das Allerwichtigste sind. Wir Alten werden irgendwann nicht mehr da sein, darum wünsche ich mir, dass ihr jungen Leute hart dafür zusammenarbeitet, eine neue Gesellschaft aufzubauen.
Herr Touroku Oshiro widmete seine ganze Kraft der Schulbildung im Nachkriegs Okinawa, unter anderem als Schulleiter und Leiter des Bildungsamts der Stadt Itoman. Nach seiner Pensionierung berichtete er als Mitglied unseres „Erzählerclubs“ von den wahren Ereignissen der Schlacht um Okinawa.
Er legte dabei besonderen Schwerpunkt auf das Aufschreiben der Erfahrungen derjenigen, die den Krieg aus der Perspektive der Einwohner erlebt hatten. Er war in die Aufzeichnung und Editierung vieler Augenzeugenberichte involviert. Beginnend mit der „Geschichte der Präfektur Okinawa“ und seinem eigenen Kriegserlebnissen.
Schulbildung in der Vorkriegszeit
Die Schlacht um Okinawa begann gegen Ende der zweiten Klasse, der Oberstufe an der staatlichen Volksschule. Ich war 15 Jahre alt. Im Jahr 1941, wurden die Volksschulen in die Nationalschulen umgewandelt. Diese hatten einen sechsjährigen Grundkurs und eine zweijährige Oberstufe. Die Oberstufe war nicht verpflichtend. Wer nicht zur Oberstufe ging, besuchte die Jugendschule. Die Jugendschule hatte einen Vorbereitungskurs und wer nicht auf die Oberstufe ging, besuchte die Jugendschule von 2 oder 3 Uhr am Nachmittag. Der Lehrer an der Jugendschule leitete das Gruppentraining an der Oberstufe der Nationalschule. An der Jugendschule waren mehrere Lehrer mit Kriegserfahrung. Bereits die Schüler der Unterstufe nahem an den Übungen teil. Wir übten militärische Drills, wie Strammstehen, Salutieren und Marschieren.
Zu dieser Zeit gab es ein Sportabzeichen. Die Schüler von der fünften Klasse der Unterstufe bis zur Oberstufe besaßen so etwas wie ein Zeugnisheft. Es gab drei Stufen, Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene. Wir mussten 50 Meter innerhalb einer bestimmten Zeit rennen und es wurde gezählt wie viele Klimmzüge wir schaffen. Dazu noch Hoch- und Weitsprung. Das Handgranatenwerfen wurde Kurzstock-Werfen genannt und mit einem 30 Zentimeter langen Eichenholzstab ausgeübt. Die Lehrer spornten uns an, alles zu geben, um das fortgeschrittenen Level zu erreichen. Am meisten Spaß hat mir damals der Flugzeugmodellbau gemacht. Bis etwa 1944, gab es verschiedene Modellflugzeug Wettkämpfe. Wir liessen die Modellflugzeuge auf dem Flughafen fliegen und es wurde gemessen wie lange sie in der Luft blieben. Ab dem dritten Jahr der Unterstufe bauten die Schüler der ungeraden Klassen Propeller Modelle und die der geraden Klassen bauten Segelflugzeuge. In den höheren Klassenstufen wurde uns auch Theorie vermittelt,
wie die Funktion der Hauptflügel und der Höhen- und Seitenleitwerke. Mein Vater schimpfte immer mit mir, wenn er mich beim Modellfliegen erwischte, anstatt beim Rasenmäher zu helfen.
Es gibt doch Rizinusbohnen. Um Schmieröl für die Maschinen zu erhalten, erhielten wir von der Schule drei Rizinusbohnen, mit der Aufforderung sie anzupflanzen und abzuliefern, wenn sie ausgreift waren. So etwas wurde uns in der Schule beigebracht. Wir wurden dazu aufgefordert, sie nicht auf dem Feld unserer Eltern anzupflanzen, sondern unser eigenes 1 Tsubo-Feld (ca 3,3 qm) anzulegen. Während des Krieges kümmerten wir uns an den Wochenenden um die Familien der in den Krieg gezogenen Soldaten. Wir holten Wasser, mähten den Rasen und machten sauber. In sogenannten Trostbeuteln verschickten wir Zeichnungen und Postkarten. Wir freuten uns, wenn wir von ihnen eine Antwort erhielten.
Vorbereitung auf die Schlacht
Etwa im Juni 1944, ein halbes Jahr vor Beginn der Schlacht um Okinawa, kamen japanische Soldaten aus der Mandschurei an unsere Schule und bezogen hier Stellung. Dann begann der Ausbau des Stützpunktes. Wir planierten den Boden, mähten das Gras für den Bau der Soldatenunterkünfte und errichteten Panzerklippen. Damit der Feind mit seinen Panzern nicht einfach in die Stellung einrücken konnte, schichteten wir Steine zu einem Wall auf und hoben davor einen Graben aus. Dadurch wurden die Panzerklippen etwa drei Meter hoch. Damit umgaben wir die gesamte Stellung.
Wir mussten auch zu Hause einen Schutzunterstand bauen. Wir gruben ein etwa ein Meter tiefes Loch, bedeckten es mit Ästen und Bambus und schütteten es mit Erde auf. Auch auf dem Schulhof gruben wir ein großes Loch und bauten einen Unterstand, in den alle Schüler eines Jahrgangs hineinpassten. Es wurden auch Luftschutzübungen ausgeführt. Wir bildeten eine Löschkette und reichten Wasser aus einem Teich, in Eimern bis zum Schuldach. Dort simulierten die Lehrer und Schüler der Oberstufe das Löschen von Bränden.
Die Schlacht um Okinawa beginnt
Am 24. März sollte die Abschlussfeier an der staatlichen Nationalschule stattfinden, aber weil am Tag zuvor die Schlacht um Okinawa begonnen hatte, bin ich ein Absolvent der Nationalschule ohne Abschlusszeugnis. (Die Schlacht um Okinawa hatte begonnen) Am 23, März ertönten die Luftalarmsirenen und ich lief mit meiner Schwester zu einem Luftschutzbunker. Über uns flogen immer mehr Flugzeuge. Als ich nach Süden, zur Küste vom Komesu, Itoman schaute, sah ich den Staub der Bombeneinschläge aufwirbeln und wir rannten schnell in den Bunker hinein. Die Amerikaner flogen keine Angriffe in den frühen Morgenstunden. Sobald es hell wurde, verliessen wir den Bunker liefen zu den Feldern. Wir gruben Süßkartoffeln aus, kochten sie und liefen zum Bunker zurück. Wir holten auch Wasser. Die jungen Leute im Dorf verrichteten diese Tätigkeiten in Gemeinschaftsarbeit. Die Älteren blieben im Bunker, aber die gesunden unter ihnen pendelten zwischen ihren Häusern und dem Bunker hin und her. Anfang Mai standen noch einige Häuser die Leute ruhten sich in ihnen aus, oder übernachteten in ihnen, ohne zum Bunker zurück zugehen. Nach und nach verschärften sich die Kampfhandlungen.
Mein Vater wurde am 20. Mai bei einem Mörserangriff der US-Truppen in Untamui in der Nähe von Shuri getötet. Deshalb kann ich mich gut erinnern, was in den Tagen um den 20. Mai passierte. Zu dieser Zeit gingen der Leiter der Polizeibrigade und eine Gruppe japanischer Nachwuchsoffiziere durch den Bunker und versuchten die Leute zu überzeugen. Sie sagten: „Wir werden diese Schlacht auf jeden Fall gewinnen. Um diesen Kampf zu gewinnen, hören sie auf uns und befolgen unsere Anweisungen. Begeben sie sich innerhalb der nächsten Tage an einen sicheren Ort“. Nach zwei oder drei Tagen erschienen sie erneut. Diesmal hieß es: „Raus! Alle sofort raus aus dem Bunker!“, und sie vertrieben uns aus dem Schutzraum. „Soldaten werden aus Shuri, Naha kommen und euch und die Nation beschützen“, sagten sie. „Begeben sie sich alle an einen sicheren Ort“. Aber sie zeigten uns nicht, wohin wir fliehen sollten.
Der Krieg wurde heftiger und immer mehr Menschen starben. Unser Familienältester meinte zu uns: „In diesem Krieg wird die Familie von Tag zu Tag kleiner. Bevor unsere Familie auseinander gesprengt wird und wir nicht wissen, wo die einzelnen Familienmitglieder gestorben sind lasst uns am Familiengrab versammeln und dort verstecken“. Er rief unsere Familie zusammen. Etwa 30 Verwandte fanden sich bei unserem Familiengrab ein. Die starken Jüngeren, so wie ich, saßen vor dem Grab, die Kinder und Älteren begaben sich ins Innere des Grabes. Unser Familiengrab war sehr alt. Es bestand aus einem in den Felsen gehauenes Loch mit aufgeschichteten Steinen davor. In den Steinhaufen schlug eine Granate ein und die herumfliegenden Steine und Granatsplitter töteten fast die Hälfte der 30 Leute im Grab. Die andere Hälfte wurde verwundet. Niemand blieb unverletzt. Hier sehen sie die große Narbe an meinem Oberschenkel, von der Verletzung, die ich damals erlitt.
Ergebung und Gefangennahme
Ab dem 19. Juni hörten wir vom Maehira Berg in Itoman die Lautsprecheransagen der amerikanischen Armee. „Ergebt euch! Wenn ihr aus euren Verstecken heraus kommt, helfen wir euch“. „Es gibt Nahrung, Kleidung und Unterkunft“. Am 23. Juni, verlies ich zusammen mit drei anderen jungen Männern den Bunker, mit der Absicht uns nach Yanbaru durchzuschlagen. Wer keine Handgranate werfen konnte, blieb im Bunker zurück. Amerikanische Soldaten warfen eine Phosphorgranate in den Bunker. Die Verbliebenen wurden gefangengenommen und von den Amerikaner fortgebracht. Am nächsten Tag kam ein Einwohner unseres Dorfes, der aus Hawaii zurückgekommen war, und sagte zu uns: „Es ist besser sich zu ergeben, die Amerikaner sind nicht so schlimm wie ihr denkt“. Alle erhoben ihre Hände und ergaben sich.
Wir wurden auf dem Dorfplatz hinter dem Utaki (heilige Stätte) versammelt und auf die Ladeflächen kleiner Militär-LKW verladen. In Inamine, Ozato stiegen wir von den LKW. Wer laufen konnte, dem wurde befohlen nach Yabiku in Chinen zu gehen. Als wir dort eintrafen, war es bereits Abend, es war ein großes Zeltlager errichtet. Im Hafen von Baten, bestiegen wir ein Panzerlandungsschiff (LST), wir verliessen es in Ourazaki in Nago.
Ziviles Sammellager in Futami, Nago
In dem Sammellager waren etwa 1000 Leute inhaftiert. Die Dorfvorsteher der einzelnen Dörfer
übernahmen die Verantwortung im Lager. Die einzelnen Dörfer waren in gemeinsamen Zelten untergebracht. In einem Zelt waren ungefähr 30 Personen aus fünf oder sechs Haushalten untergebracht. Wir kamen gut zusammen aus und es war sehr praktisch. Die Kinder schlossen schnell Freundschaft und die Erwachsenen konnten sich gegenseitig helfen. Zu dieser Zeit, eröffnete in Sedaka, Nago eine Oberschule. Meine ehemaligen Mitschüler luden mich ein, mit ihnen zusammen die Schule zu besuchen. Aber ich schlug das Angebot aus. Ich musste für meine jüngerem Geschwister und meine Großmutter sorgen. Weil die Rationen der amerikanischen Armee nicht ausreichten, musste ich mich um die Beschaffung von Nahrung kümmern und konnte nicht zur Schule gehen. Dann brach Malaria aus. Meine bis eben noch gesunde Großmutter, steckte sich mit der Malaria an, bekam hohes Fieber und starb innerhalb von zwei Tagen.
Die Lebensmittelrationen bestanden zum größten Teil aus Mais. Ich denke es war Viehfutter. Der Mais war so hart, dass selbst wenn wir ihn einen ganzen Tag kochten, nur zur Hälfte essen konnten. Ich stahl einen amerikanischen Stahlhelm und benutzte ihn als Mörser, um den Mais zu zerstoßen. Auf diese Weise konnten wir einen Brei kochen, den alle essen konnten. Die meisten Kinder litten an Verdauungsstörungen und hatten Magenschmerzen. Weil wir nicht genug Lebensmittel erhielten, war es für uns normal, solange wir nicht entdeckt wurden in den Anlagen der US-Armee in Nago, alles zu stehlen, was wir in die Hände bekamen. Wir gingen auch nach Nago und sammelten auf, was wir in den Straßen finden konnten. Wir gingen zum Meer und sammelten Algen und andere essbare Sachen auf. In den Bergen sammelten wir Maulbeerblätter und zarte Blattsprossen zum Essen. Wir aßen alles was weich war, auch Gras haben wir gegessen. Die beste Energiequelle waren aber die Frösche. Die als Rationen verteilten Bohnen und Getreide verursachten Verdauungsstörungen und Magenbeschwerden. Ich denke viele Menschen haben nur überlebt, weil sie Frösche gegessen haben. Ungefähr ein halbes Jahr haben wir dort verbracht.
Leben in Nashiro
Danach zogen wir auf das Gelände einer ehemaligen US-Kaserne in Nashiro, Itoman. Es gab dort Soldatenunterkünfte aus Brettern, eine große Wellblechbaracke (Quonset) und Zelte. Die Einwohner aus fünf Gemeinden von Takamine, Itoman, Makabe, Komesu und Kyan waren dort untergebracht. Es war sehr beengt. Männer und Frauen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Männer in die Baugruppe, die Frauen in die Feldarbeitsgruppe. Wir bestimmten für jedes Dorf einen Verantwortlichen.
Das Neujahrsfest 1946 verbrachten wir im Sammellager von Nashiro. Im nächsten halben Jahr bauten wir sogenannte Two by Four (2×4) genannte Standardhäuser.
Wir haben hart gearbeitet, schnell gute Häuser zu bauen, und um schnell zu ernten. Ab und zu wurden alle Einwohner des Dorfes zum Dorfputz mobilisiert. Eine der ersten Aufgaben, war das Auflesen der Knochen und Gebeine. Zuerst sammelten wir im Dorf, danach auf den Wegen und den Gräben am Straßenrand die gebleichten Knochen ein und brachten sie in eine Höhle in der Nähe des Dorfes.
Aufnahme an der Itoman Highschool
Kurz nachdem wir von Futami nach Nashiro umgezogen waren, wurde am 16. Januar 1946 die Itoman Highschool eröffnet und warb um Schüler. Wer vor dem Krieg eine Schule besucht hatte, erhielt die Aufforderung, sich an der Itoman Highschool anzumelden. Ich nahm vom Tag der Eröffnungsfeier am Unterricht teil. Es gab viele Schüler an der Itoman Highschool. Sie kamen aus Tomigusuku, Oroku und Kanegusuku. Ich gehörte zu den Absolventen des vierten Jahrgangs, der aus drei Klassen bestand. Die Itoman Higschool befand sich direkt neben der Stadt. Ein ehemaliges Feld wurde für das Schulgelände planiert und Zelte aufgestellt. Auf diese Weise ging das Errichten der Schule zügig vonstatten.
Es gab nicht genügend Schreibmaterialen und Papier, deshalb suchten wir auf den Müllhalden des US-Militärs und brachten heim, was wir gebrauchen konnten. Klubaktivitäten wurden wieder aufgenommen. Am beliebtesten waren Baseball und Basketball. Wir Schüler aus der Provinz hatten keine Zeit für die Klubaktivitäten. Das bloße Leben war eine Herausforderung, die alle Anstrengungen kostete. Sofort nach der Schule lief ich nachhause, um bei der Feldarbeit zu helfen. Ansonsten hätte ich nicht zur Schule gehen können. Etwa vier Kilometer von unserem Haus entfernt, hatte die Schule ein Feld gepachtet. Wir bauten dort Süßkartoffeln an. Es war eine ganz normale Highschool, aber wir hatten auch eine große Landwirtschaftsabteilung. Das Wohnheim der Schule, war damals das größte von ganz Okinawa. Von Itoman aus fuhren die Schiffe nach Kumejima, Kerama und zu den Yaeyama Inseln. Wir hatten mehr Schüler von dort, als an der Naha Highschool.
In Itoman herrschte wie überall Lehrermangel. Ich hatte vor dem Krieg die Mittelstufe der Lehrerschule bestanden. Weil es sehr wenige einheimische Lehrer gab, wurde ich immer wieder aufgefordert, dass ich doch Lehrer werden soll. Und so besuchte ich die pädagogische Hochschule in Taba, Gushikawa.
Studium an der pädagogischen Hochschule
Ich hatte Spaß an meinem Leben im Wohnheimzelt. Es waren Studenten aus Amami-Oshima, Miyako-jima, Yaeyama, den Inseln um Okinawa herum, sowie aus dem mittleren Teil der Hauptinsel, wie Nakagami im Wohnheim versammelt. In einem Zelt wohnten sechs bis acht Studenten. Wir halfen einander wie eine richtige Familie. Wir teilten uns das Wäsche waschen und das Wasser holen. Nach dem Abschluss der Hochschule, beschloss ich Lehrer zu werden und gab die Idee auf, für das US-Militär zu arbeiten. Obwohl das Gehalt dort um ein vielfaches höher war als das eines Lehrers. Als Lehrer erhielt man einen Monatslohn von 920 B-Yen (US-Militär Währung), arbeitete man für die Armee, betrug der Monatslohn mehrere Tausend Yen. Ich gab meine Wünsche auf und wurde zuerst einer Grundschule zugewiesen. Es herrschte Lehrermangel an den Mittelschulen und es wurden einheimischen Lehrkräfte aus Maehira gesucht.
Anstellung an der Miwa Mittelschule
Ich wurde an der Miwa Mittelschule angestellt. Ich habe mich fast jeden Tag mit den Schüler gestritten. Wir jungen Lehrer wurden mir den unterschiedlichsten Aufgaben betraut. Ich wurde beauftragt Sport zu unterrichten. Dazu unterrichtete ich noch Naturwissenschaften, Mathematik und Sozialkunde. Die älteren Lehrkräfte konzentrierten sich nur auf ein einzelnes Fachgebiet. „Ihr habt die Schule nach dem Krieg abgeschlossen und passt besser zu den Schüler, da der Altersunterschied nicht so groß ist“. So sagten die älteren Lehrer zu uns. Für die erste Klasse der Mittelschule gab es sechs Lehrbücher für Naturwissenschaften. Sie waren alle sehr kompliziert und wir jungen Lehrer mussten den naturwissenschaftlichen Unterricht übernehmen.
Weil ich nur eine Grundschullehrer Lizenz hatte, musste ich eine Mittelschullehrer Lizenz erwerben. Aber das war nicht so einfach. An der Ryukyu Universität gab es nicht ausreichend genug Kurse. Es gab vier verschiedene Lizenzen. Temporäre Lizenz, Provisorische Lizenz, Zweite Klasse und Erste Klasse. Alle kämpften mit den Schwierigkeiten sie zu erwerben. Besonders die Lehrerinnen hatten es schwer. Sie mussten ihre Kinder mit zu den Kursen nehmen. In Itoman gab es auch Kurse in den Sommerferien. Das ging so für einige Jahre. Es gab auch Abendkurse in Naha, Aber es war nicht so einfach regelmäßig von Itoman nach Naha zu pendeln. Weil mit einer höheren Lizenz, das Gehalt stieg, erwarben immer mehr Lehrer ihre Lizenzen in Fernkursen, damit sie besser für ihre Familien sorgen konnten. Auch ich habe auf diesem Wege meiner Lizenz erworben.
Zu Beginn der Mittelschule waren die Kinder wissbegierig und aufrichtig. Aber einige Jahre später, begannen Schüler regelmäßig zu fehlen. Das bedeutete, dass sie mehr als drei Monate dem Unterricht fernblieben. Es gab Schüler, wo es Probleme mit den Eltern gab, oder bei dem Schüler selbst. Für die Lehrer war es sehr schwierig, mit diesen Kindern umzugehen. 1950 begann der Bau des Schulgebäudes, zuerst das Lehrerzimmer und dann die Klassenräume. Der Eltern-Lehrer Verband wurde mobilisiert und fällte Bäume am Meiji Berg in Yanbaru (Im Norden Okinawas) Das Holz wurde für die Stützpfeiler der Gebäude benutzt. Das Dach war mit Stroh aus der Umgebung gedeckt, aber jedes Mal bei einem Taifun stürzten die Pfeiler um.
Meine Botschaft an die jungen Leute
Ich wünsche mir, das die Eltern ihren Kindern sagen, das sie das Wichtigste sind, das es für sie gibt. Damit sie die Regeln der Gesellschaft befolgen und eine Welt schaffen, in der sich alle gegenseitig unterstützen. Und es ist mein Wunsch, das die jungen Leute eine Gesellschaft Aufbauen, in der Kinder das Allerwichtigste sind. Wir Alten werden irgendwann nicht mehr da sein, darum wünsche ich mir, dass ihr jungen Leute hart dafür zusammenarbeitet, eine neue Gesellschaft aufzubauen.
Herr Touroku Oshiro widmete seine ganze Kraft der Schulbildung im Nachkriegs Okinawa, unter anderem als Schulleiter und Leiter des Bildungsamts der Stadt Itoman. Nach seiner Pensionierung berichtete er als Mitglied unseres „Erzählerclubs“ von den wahren Ereignissen der Schlacht um Okinawa.
Er legte dabei besonderen Schwerpunkt auf das Aufschreiben der Erfahrungen derjenigen, die den Krieg aus der Perspektive der Einwohner erlebt hatten. Er war in die Aufzeichnung und Editierung vieler Augenzeugenberichte involviert. Beginnend mit der „Geschichte der Präfektur Okinawa“ und seinem eigenen Kriegserlebnissen.