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Miyako und das Dorf Karimata im Kriegszustand

„Miyako und das Dorf Karimata im Kriegszustand“
Shōmei Nema (83)
(Geburtsort: Karimata, Hirara-son, Miyako-gun, Okinawa)

„Japan gewinnt den Krieg“ – davon war ich felsenfest überzeugt.
Im Dezember 1941 weitete sich der zweite Weltkrieg unerwartet auf den Pazifik und Richtung USA aus. Wir feierten einen Sieg nach dem anderen und jedes Mal, wenn eine neue Siegesmeldung reinkam, veranstalteten die Schüler der Siedlung eine Freudenparade.
Im Unterricht wurden damals noch Gemeinschaftsübungen abgehalten, in denen wir unter anderem alle mit lauter Stimme „Tod den Amerikanern und Engländern“ rufen mussten. Uns wurde beigebracht, dass Japan die von den Göttern erwählte Nation sei, die niemals besiegt werde. Wenn sich ein Feind nähere, dann würde er von dem göttlichen Wirbelwind „Kamikaze“ hinfort getrieben.

Je länger der Krieg dauert, desto mehr Niederlagen erlitt Japan und entsprechend seltener wurden die Freudenparaden. Als ich in der fünften Klasse war, wurde unsere Grundschule in ein Krankenhaus für Soldaten umfunktioniert. Da somit unser Klassenzimmer wegfiel mussten wir unsere Tische und Stühle wegtragen und fortan fand der Unterricht an anderen Orten im Dorf statt, an den vier religiösen Stätten oder dem Jugendhaus.
In der Zeit mussten wir Jungs als Hausaufgaben zum Beispiel Palmenblätter sammeln und zu dünnen Seilen formen, damit diese im Militär zu Matten weiterverarbeitet werden konnten. Diese Art von Aufgaben wurde zum normalen Inhalt unseres Schulunterrichts.


(Die Luftangriffe)
Als die Luftangriffe schlimmer wurden, konnten wir nicht mehr zur Schule gehen. Die Zeit ab August 1945 bis zum Kriegsende verbrachten wir in Luftschutzbunkern. Zu Beginn waren die Bunker noch auf dem eigenen Grundstück, aber als die Angriffe stärker wurden haben fast alle in natürlichen Höhlen Zuflucht gesucht. Manche blieben zurück, aber da die Luftangriffe immer unangekündigt kamen, sind diese dem Maschinenfeuer zum Opfer gefallen. Nachts gab es keine Angriffe, da haben wir dann unser Essen gekocht und für den nächsten Tag vorbereitet, obwohl es außer Kartoffeln und Miso eigentlich sowieso nichts gab.

(Nach dem Krieg)
Nach Kriegsende haben die Amerikaner mit Panzerlandungsschiffen angelegt und sind in unsere Dörfer gekommen. Wir hatten Angst, vor allem die jungen Frauen haben sich alle versteckt.
Das japanische Militär hatte nach der Niederlage alle Munition und alles Schießpulver ins Meer geworfen, vor Karimata und zwischen Irabu und Ikema. Da sie aber alles in Kisten verpackt fortgeworfen hatten, sanken diese nicht, sondern wurden in Karimata zuhauf an den Strand geschwemmt.
Die Jugendlichen haben ihren Schabernack mit den Handgranaten getrieben, die Zünder mit den Zähnen gezogen und Sand in die Luft gejagt. Einige haben sich dort böse verletzt.

(Im Krieg)
Im Norden von Karimata, in der Hachikō-Bucht, waren japanische Soldaten stationiert und die Bewohner durften die Bucht nicht betreten. Dort wurden U-Boote und eine Art Panzerschiffe gefertigt und in den natürlichen Höhlen dort wurden die Torpedos gelagert, die von der Bucht aus abgefeuert wurden.

15 Meter vor der Küste war ein Transportschiff mit Lebensmitteln versenkt worden, und da wir alle Hunger litten sind einige Fischer rausgefahren und zu dem gesunkenen Schiff getaucht. Das Essen haben sie dann am Strand von Karimata verkauft. Wir hatten nichts zu essen, aber bis zum Kriegsende haben wir so überlebt.

(Rückblickend auf den Krieg)
Es ist ein Allgemeinplatz, dass es keinen Krieg geben darf. Dass man weder einen Krieg anzetteln noch führen soll. Als jemand, der selber einen Krieg erlebt hat, kann ich das umso mehr bekräftigen.