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Kriegserfahrung auf Taiwan – als Teil der verbleibenden Einheit der Soldaten aus Ryūkyū

“Kriegserfahrung auf Taiwan – als Teil der verbleibenden Einheit der Soldaten aus Ryūkyū“
Chikō Nakamura (92)
(Geburtsort: Uezu, Kumejima-son, Okinawa)

Ich bin mit 20 Jahren sofort in den Militärdienst eingetreten. Ich habe dafür zuerst einige gründliche Eignungstests durchlaufen und bestanden. Damals war auch die Schule militaristisch gefärbt, so dass ich ganz stark der Ansicht war, etwas für mein Land tun zu müssen.

Es war glaube ich im Jahr 1943, als ich von Taiwan nach Neuguinea hätte verlegt werden sollen. Da unser Schiff aber zerstört worden war, wurde dieser Plan nie in die Realität umgesetzt.
  
Die Einheiten aus Okinawa, zum Beispiel die Tama-Truppe, waren dafür da, um Okinawa zu beschützen. Ich aber gehörte zu der „Streitkraft Süd“. In der Zeit kam die 9. Division aus Kanazawa zu uns und ich trat ihr bei. Mit dieser 9. Division wurde dann als „Streitkraft Süd“ nach Taiwan entsendet. Von dort aus sollten wir weiter nach Neuguinea, zumindest dem Plan nach.

(Aufgaben im Militär)
Auf Taiwan war ich in der Basis der Sonderangriffseinheit in der Ortschaft Giran (bzw. Yilan) stationiert. Südlich von uns gab es die Basis für die A6M-Jagdflugzeuge und bei uns im Norden war die Basis der Flugzeuge für Sonderangriffe, wo ich als Wachsoldat eingeteilt war. Eine Schicht dauerte jeweils eine Woche, wechselnd im Dreischichtsystem. Zusätzlich habe ich auch im Generalgouvernement für Taiwan in Taipei Wache gehalten, so dass jeweils ich abends in Giran aufgebrochen und am nächsten Morgen in Taipei angekommen bin.

(Endphase des Krieges)
Als die US-Armee in Okinawa an Land ging, konnten wir von Taiwan aus nichts dagegen ausrichten. Es sind aber Sonderangriffseinheiten, also Kamikaze-Einheiten, von Taiwan aus nach Okinawa gestartet. Von den Hauptinseln Japans aus soll wohl auch das Schlachtschiff Yamato aufgebrochen sein, mit nur ausreichend Treibstoff für den Hinweg – aber so oder so dachte ich, dass ich früher oder später wohl auch nach Okinawa gehen muss.
Da aber auch unsere Flugzeuge mit dem Treibstoff für den Hinweg abgeschossen worden waren, fehlten die Flugzeuge für diejenigen wie mich, die hätten nachkommen sollen.

(Nach dem Krieg)
Als der Krieg endete, war ich in Kihrun (bzw. Keelung). Es regnete dort sehr oft – es fühlte sich an, als ob es 365 Tage im Jahr regnete. Wahrscheinlich sind daher Malaria und andere Krankheiten sehr verbreitet.

Der Krieg endete 1945, aber es dauerte noch zwei weitere Jahre, bis wir wieder nach Okinawa zurückkehren konnten. Während die Soldaten auf den Hauptinseln Japans allmählich wieder demobilisiert wurden, war das für diejenigen, die aus Okinawa kamen, nicht möglich, da die US-Streitkräfte Okinawa besetzt hielten. Und da die Amerikaner auch die Schiffe vieler Zivilisten zerstört hatten, gab es kaum noch Schiffe, die man zu unserer Repatriierung hätte nutzen können.
 
Also beschloss meine Truppe, dass wir unseren Lebensunterhalt selber auf Taiwan bestreiten wollten. Es gab im Ort Tainan eine ehemalige japanische Zuckerfabrik, die über ein riesiges Grundstück von mehreren zehntausend Hektar Land verfügte. Dort wollten wir irgendetwas anbauen und davon unsere Leben bestreiten. Wir, die Infanterie, gingen voraus und alsbald folgten die Soldaten der Militärpolizei und der Fliegereinheit nach.
Alle Waffen der Infanterie waren beschlagnahmt worden, so dass wir nachts mit Holzschwertern ausgerüstet Wache hielten. Das war notwendig, da es nachts häufig Angriffe durch die lokale Bevölkerung gab. Sie dachten sich wohl, dass wir ihnen ihr Ackerland wegnehmen würden und kamen mit Beilen ausgerüstet zu uns. Mancherorts wurden auch Häuser angezündet und Leute in nächtlichen Angriffen verletzt.

(Vor der Demobilisierung)
Es wurde eine Truppe gebildet, die in Okinawa unter der Bezeichnung „verbleibende Einheit der Soldaten aus Ryūkyū“ bekannt war. Ihr gehörten etwa 170 bis 180 Soldaten an, deren Arbeit vor allem darin bestand, den Repatriierungsprozess zu unterstützen, indem in Form gezielt zugeordneter Truppen die Repatriierungsschiffe kontrolliert, das An-Bord-Gehen organisiert oder Wache gehalten wurde. Außerdem wurden auch Trümmer der durch Luftangriffe zerstörten Gebäude beiseite geräumt oder verstorbene Personen weggetragen und eingeäschert.

Wir führten über mehrere Jahre hinweg ein elendes Leben, wo wir kein warmes Wasser hatten – also keinen Tee trinken konnten, kein Bad nehmen konnten – und wir von Haus zu Haus gingen und um warmes Wasser bitten mussten.

Zu der „verbleibenden Einheit der Soldaten aus Ryūkyū“ kam ich, als mich Seisaburo Nagayama von der Insel Iejima und Matsuei Yamanoha aus Nago diesbezüglich ansprachen und wir die Einheit ins Leben riefen. Wir hatten uns vorgenommen, alle Leute, die aus den Hauptinseln Japans stammten, wieder nach Hause zu führen. Nagayama und Yamanoha baten mich und andere, bis zum Ende mit ihnen zu bleiben. Und so blieb ich.

(Rückblickend auf den Krieg)
Man sollte wenn immer möglich über alles sprechen und im Gespräch eine Lösung finden. Im Krieg töten Menschen andere Menschen. Das ist etwas, das auf gar keinen Fall geschehen darf.